Der lange Atem des Lärms
Wer als Selbstständiger den eigenen Arbeitsplatz neben einer Baustelle, einem Bahngleis oder einer viel befahrenen Hauptstraße hat, weiß nur zu gut, mit welchen nervlichen Strapazen man zurechtkommen muss: Die Berechnung empfindlicher Geschäftszahlen ist mit einem Ensemble aus röhrenden, stampfenden Baumaschinen im Hintergrund fast ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn man den ersten Satz eines Dokuments immer und immer wieder neu lesen muss, weil einen vor dem Fenster vorbeidonnernde Lastwagen fast vom Stuhl fallen lassen, ist das in großem Maße frustrierend.
Wie Hintergrundgeräusche unsere Konzentration steigern und Stress senken
Lärmbelastung ist eine Arbeitssituation, unter der laut dem Helmholtz Zentrum München 5 Millionen Arbeitende leiden. Dazu zählen externe Quellen (Baulärm, Fluglärm, etc.) ebenso wie interne (Tastaturklappern, laute Kollegen, etc.). Solche Umgebungsbedingungen wirken auf das vegetative Nervensystem stressfördernd und senken nach Forschungsergebnissen der Universität Oldenburg das Leistungsvolumen eines Arbeiters um 5 bis 10 Prozent. Abgesehen von Langzeitfolgen wie hohem Blutdruck, Magenbeschwerden, Migräne und Konzentrationsschwäche.
Es gibt reichlich Dehnübungen und Erholung abseits der Arbeit gegen den Stress, aber was ist mit der Behebung der eigentlichen Ursache? Eine populäre und rasch an Beliebtheit zunehmende Methode, unliebsame Hintergrundgeräusche abzudecken und so Stresssymptome zu mildern, ist die Anwendung von sogenanntem „White Noise“ oder „Weißem Rauschen“. Dieser Begriff hat viele Bezeichnungen, doch für diesen Artikel beschäftigen wir uns ausschließlich mit seiner Bedeutung für die Psychoakustik, also die psychische Wirkung von Geräuschen.
Gemeint ist eine Frequenz aus allen für das menschliche Ohr wahrnehmbaren Tonschichten (20 bis 20.000 Hz). Gemeinsam ergeben sie einen dichten Klangteppich, der jegliches ungeliebte Hintergrundgeräusch vollkommen verschluckt. Durch die stetigen Impulse an das Ohr, ohne es durch besonders hohe oder tiefe Frequenzen zu überstrapazieren, entspannt sich das Gehirn zunehmend und integriert den „White Noise“ vollkommen in die Geräuschkulisse.
Zum White Noise zählen auch viele Geräusche aus der Natur, so zum Beispiel Wellen, Gewitter, Regen oder Wind. Auch hier mischen sich unzählige Tonlagen zu den komplizierten Frequenzen. Zudem wirken Naturgeräusche aufgrund des höheren Assoziationspotentials weniger befremdlich als die rein technisch komponierten „White Noise Frequencies“.
Woher man White Noise bekommt
Mittlerweile hat sich durch das große Publikum aus Personen mit Schlafstörung oder Konzentrationsproblemen im Alltag eine ganze Industrie von White Noise-Generatoren entwickelt. Im Handel gibt es spezielle Geräte, die anpassbaren „Lärm“ produzieren sowie auf Knopfdruck Vogelzwitschern oder leicht ätherisch wirkendes Tönen von circa zwanzigtausend Frequenzen gleichzeitig erklingen lassen. Doch es geht auch ohne die teilweise sehr teuren, da medizinisch geprüften Gerätschaften.
Auf dem berühmten Videoportal YouTube ergibt das Stichwort „White Noise“ neben Suchergebnissen der gleichnamigen Band tausende Varianten von verschiedenen Geräuschquellen. Dort hat man sowohl Auswahl über ganze Mixed Tapes von White Noise, die teilweise mehr als 10 Stunden laufen und somit genauso über die Dauer eines Arbeitstages hinweghelfen, als auch eine komplette Schlafphase begleiten.
Empfehlenswert sind reine White Noise-Webseiten. Auf diesen werden oft mehrere einstellbare Features mitangeboten, wie zum Beispiel auf asoftmurmur.com durch Regler verschiedene Natursounds miteinander kombiniert werden können. Diese Seite im speziellen ist sogar als kostenlose App für das Smartphone verfügbar und kann so überall mit hin genommen werden. Auch für Liebhaber der technisch kombinierten Noises gibt es die entsprechenden Quellen, so zum Beispiel mynoise.net, auf der mit farblich abgestimmten Reglern die persönlich favorisierten Frequenzen frei kombiniert werden können.
Die Menge macht die Medizin
Wie so vieles hat auch der übermäßige Konsum von White Noise seine Nachteile. Die maximale Anwendungsspanne sollte 3 Stunden nicht übersteigen, sonst droht eine gegenteilige Wirkung der entspannenden Frequenzen. Bleibt der Gebrauch im gesunden Rahmen, mildert jedoch der Weiße Lärm nicht nur stressbedingte Symptome wie Kopfschmerzen oder Unregelmäßigkeit im Blutdruck, sondern fördert das Arbeitsvolumen des Zuhörers maßgeblich.
Scheuen Sie sich nicht davor, White Noise als Hilfsmittel gegen Konzentrationstiefs auszuprobieren. Die beste Wirkung erzielen Sie mit In-Ear- oder abschließenden Kopfhörern. Und sorgen Sie sich nicht: White Noise schluckt zwar Hintergrundgeräusche, aber die Fragen Ihrer Kollegen und das Telefon auf Ihrem Schreibtisch nimmt Ihr Gehirn immer noch priorisiert wahr.
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