Eine Unternehmensnachfolge bildet eine Alternative zu klassischer Existenzgründung und ist ebenso mit Chancen, Risiken sowie präziser Vorbereitung verbunden. Reizvoll erscheint diese Variante allemal.
Die Vorzüge ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen
Wer in die Übernahme eines bestehenden Unternehmens investieren möchte, hat es tendenziell einfacher, Investoren und Geldgeber zu finden. Denn die Finanzierung erfolgt für ein bereits bestehendes und bewährtes Geschäftsmodell. Das beinhaltet auch die Übernahme der vorhandenen Unternehmensstrukturen. Personal, Kunden, Geschäftsbeziehungen, alles ist vorhanden. Eine aufwendige Akquise entfällt daher üblicherweise.
Produkte und Dienstleistungen sind bereits auf dem Markt positioniert, was im Gegensatz zur Unternehmensgründung viel Bürokratie in Form von einzuholenden Genehmigungen erspart. Das Unternehmen existiert als eigenständige Marke, die nicht erst aufgebaut werden muss. Auch die integrierte Betriebsausstattung, beispielsweise in Form von Maschinen, Mobiliar und IT-Infrastruktur, bildet einen nicht zu unterschätzenden Faktor. Dadurch lässt sich der Betrieb umgehend fortführen, was eine sofortige Wirtschaftlichkeit des Unternehmens bedeutet. Wo sich sonst erst einmal mehr Ausgaben als Einnahmen gegenübersehen, besteht bei der Firmenübernahme ein Geldfluss.
Die Nachfolge eines Unternehmens anzutreten, eröffnet die Möglichkeit, dass der ehemalige Eigentümer die Position eines Mentors einnimmt. Das bedeutet wertvollen Expertenrat.
Potenzielle Nachteile und Hürden bei der Firmenübernahme
Bei der Übernahme eines bestehenden Betriebs erweisen sich viele der Vorteile zugleich als potenzielle Nachteile. Zunächst fällt selbstverständlich ein höheres Startkapital für den Kauf des Unternehmens an. Aus dieser Höhe ergeben sich mögliche Schwierigkeiten in der Finanzierung.
Die bestehenden Unternehmensstrukturen bergen die Gefahr, sich als zu festgefahren zu erweisen. Auch etablierte Marken, Produkte und Dienstleistungen bedeuten nicht konsequenterweise, dass diese auch zukunftsfähig sind. Bestehende Betriebsausstattung kann sich als veraltet erweisen. Dann stehen bei der Unternehmensübernahme aufwendige Umstrukturierungen bevor. Zeit und Geld fließen in Modernisierungsmaßnahmen. Das führt zu einem weiteren potenziellen Problem: Zwischen dem neuen Firmenoberhaupt und seinen Mitarbeitern und Kunden besteht noch kein Vertrauensverhältnis. Das birgt immer die Gefahr von Misstrauen bis hin zur Ablehnung. Führungskräften obliegt gleichzeitig die sofortige Verantwortung für den bestehenden Mitarbeiterstamm und sie müssen sich in ein bestenfalls gut eingespieltes Team integrieren. Möglicherweise notwendige Personaländerungen oder gar Stellenabbau können daher auf Ablehnung stoßen.
Altinhaber sind zwar tendenziell wertvolle Ratgeber, können aber aufgrund von Dominanz auch zum Störfaktor werden. Dadurch ergibt sich Potenzial für Auseinandersetzungen. Gleichzeitig bedeutet die Übernahme der Führungsposition in gewisser Weise auch immer einen Sprung ins kalte Wasser. Eventuell tun sich dabei auch Qualifikationsmängel auf verschiedenen Ebenen auf.
Unternehmensnachfolge antreten – Drum prüfe, wer sich existenziell bindet
Wo die für eine Unternehmensgründung typische Anfangsphase bei der Übernahme eines Unternehmens entfällt, tritt an ihre Stelle eine intensive Vorbereitungsphase. Denn nur so lassen sich die Risiken für die beschriebenen Nachteile minimieren und die Nachfolge erfolgreich antreten. Wer sich durch eine Betriebsübernahme selbstständig machen möchte, muss auch für diesen Fall einen Businessplan erstellen. Dieser beinhaltet zunächst ein präzises Finanzierungsmodell. Hier hängt es von Art und Größe eines Unternehmens sowie dem zur Verfügung stehenden Eigenkapital ab, welche Mittel infrage kommen.
Ein weiterer Schritt besteht in der genauen Analyse des Unternehmens. Dazu gehört eine realistische Firmenbewertung, die am besten durch eine externe Unternehmensberatung erfolgt. Spezialisierte Unternehmensberater können ein Unternehmen bewerten, gegebenenfalls die Suche nach einem passenden Betrieb unterstützen und dienen in diesem Fall auch potenziell als Vermittlungsinstanz (Service-Tipp: Berater finden). Eine derartige Beratung kann je nachdem anteilig über Fördermittel finanziert werden (Service-Tipp: Fördercheck). Die Analyse und Bewertung eines Unternehmens rückt wichtige Kernfragen in den Fokus. Welchen Einfluss hätte ein Führungswechsel auf den Wert des Unternehmens? Welcher Führungsstil herrschte bislang und was hat sich dabei bewährt und was nicht? Was läuft generell im Unternehmen gut und wo besteht Optimierungspotenzial? Welche Risiken bestehen bei der Übernahme?
Ebenso wichtig wie die Analyse eines Unternehmens ist die der eigenen Fähigkeiten. Hier kommt es darauf an, das eigene Know-how kritisch infrage zu stellen und gegebenenfalls zu erweitern. Jeder muss in eine Führungsrolle hineinwachsen, doch immerhin lassen sich durch eine gezielte Vorbereitung die bestmöglichen Startbedingungen schaffen. Wer also ernsthaft über eine Firmennachfolge nachdenkt, sollte Möglichkeiten wie Weiterbildungen, Veranstaltungen und Beratungsangebote (Beispiel: Deutsches Institut für Unternehmensnachfolge) nutzen.
Eine weitere wichtige Rolle bei der Betriebsübernahme spielt der Zeitfaktor. Eine Firmenübergabe geschieht nicht von heute auf morgen. Das mag trivial erscheinen, doch Gründer sollten sich die damit einhergehenden Zeitabläufe genau vor Augen führen. Allein zwischen dem Beginn einer Übergabe und dem tatsächlichen Abschluss vergeht üblicherweise mindestens ein Jahr. Lange davor beginnen Unternehmen mit der Suche und Auswahl einer passenden Unternehmensnachfolge. Der positive Aspekt: Gründer können diese Zeitspanne effektiv nutzen. Die Finanzierung sichern, sich in die Unternehmensstruktur einarbeiten, das eigene Know-how verbessern – das alles sind wichtige Aufgaben.
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