Eine sehr alte Weisheit unter Selbstständigen besagt, dass derjenige, der mit seinem Geschäft nur im Hier und Jetzt lebt, garantiert scheitern wird. Warum? Ganz einfach: Die Businesswelt wandelt sich ständig – und gerade jetzt immer schneller. Wer immer nur reagiert, kann kaum eine eigene Agenda durchziehen und wirklich erfolgreich sein. Nur wer es zumindest ein bisschen vermag, die Zukunft vorherzusagen, wird auch dann noch Erfolg haben, wenn die Gründerphase schon längst vorbei ist. Start-ups sollten sich von Beginn an ausreichend mit Ihrem Umfeld beschäftigen um ein gutes Gespür zu entwickeln.
Ziele liegen immer in der Zukunft
Der erste und vielleicht wichtigste Grund ist so einfach, dass er fast schon lapidar klingt: Alles, was man sich als Gründer für sich und sein Unternehmen vornehmen kann, liegt in der Zukunft. Es ist die Quintessenz des Start-ups, dass es keine Vergangenheit der Firma gibt, keine Erfahrungswerte, auf die man zurückblicken und sich darauf stützen kann.
Und es ist im Sport wie in der Geschäftswelt, dass man sich nur Ziele setzen soll, die man auch erreichen kann. Eine Politik der kleinen Schritte, die minutiöse Umsetzung des SMART-Prinzips. An diesem Punkt kommt das Zukunfts-Vorhersehen ins Spiel: Je weiter ein Ereignis, also ein Ziel, in der Zukunft liegt, desto unwahrscheinlicher wird es, es voraussehen zu können, weil die Variablen, die für dieses Ziel stimmen müssen, zu viele werden.
Ein Beispiel: Hätte man 1969 absehen können, welche Bedeutung heute die Digitalisierung hat? Mitnichten, damals gab es einfach zu viele Variablen zwischen technischen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Hätte man das 1999 absehen können? Mit Sicherheit. Und wenn man das Prinzip hinter dieser Logik verstanden hat, mutet es auch gar nicht mehr so außergewöhnlich an, dass so viele Prognosen, die Bill Gates just 1999 traf, heute Realität sind. Der Mann kannte einfach nur seine damalige Gegenwart im Detail, erkannte darauf basierend Trends und zog richtige Schlüsse. Vieles von dem, was er postulierte, etwa Smartphones, wurde kein Jahrzehnt später Realität – und weil 1999 die Internet- und Handywelle gerade losrollte, war es kein großes Kunststück für einen Szenekenner wie Gates sowas für die kommenden Jahre vorherzusagen.
Kenne dein Umfeld
Und in diesem Erkennen und Deuten von Trends liegt auch einer der wichtigsten Schlüsselpunkte. Denn um das erfolgreich tun zu können, ist es wie erwähnt unabdingbar, sich mit mehreren Dingen der aktuellen Gegenwart zu befassen:
- Business im Allgemeinen
- Der dazugehörigen Technik
- Marketing
- Der Konkurrenz
Allein dadurch, dass man sich und sein Wissen in diesen Feldern jederzeit up to date hält, wird es schon möglich, für seinen Unternehmensbereich die nahe und mittelfristige Zukunft vorhersagen zu können. Man weiß, wohin sich die Technik entwickelt, weiß, wie es im Marketing aussieht. Nichts anderes tat Bill Gates, als er die oben erwähnten Aussagen tätigte. Er war einfach genauestens über seinen Geschäftsbereich und wie er auf der restlichen Welt gehandhabt wurde, informiert.
Natürlich kann man über das Wie keine Pauschalaussagen treffen. Dazu ist die Gründerwelt zu umfangreich und diversifiziert. Doch selbst wenn man nach der speziellen Geschäftsidee namens Blue Ocean Strategy verfährt, also einen unerschlossenen Markt erobert, lässt sich trotzdem noch die Zukunft vorhersagen – teils schon, weil man sie in diesem Feld selbst gestaltet. Für jeden Teilbereich gibt es Foren, gibt es Blogs und klassische Magazine. In solche Informationen muss der gute Gründer seine Nase ebenso häufig stecken wie in die Rechnungsunterlagen seiner Firma.
Behalte den großen Maßstab im Auge
Man kann das eigene Umfeld mit Argusaugen beobachten und trotzdem bei der Vorhersage der Zukunft scheitern – wenn man darüber das große Ganze aus dem Auge verliert. Und das ist mittlerweile so groß wie die Erdkugel.
Gemeint ist, dass wir in einer globalisierten Welt leben, in der man im Zweifelsfall sämtliche andere Kontinente und Länder im Blick haben muss:
- Wie werden in meinem Land die kommenden gesamtwirtschaftlichen Jahre aussehen?
- Welche Länder und/oder Regionen werden als Produktionsort und Absatzmarkt (un-)wichtiger?
- Wie könnte sich die Arbeitsmarktlage auf meine geschäftliche Zukunft auswirken?
- Könnte es Ereignisse geben, die eigentlich nichts mit meinem Unternehmensfeld zu tun haben, mich aber trotzdem beeinflussen?
Das sind schwierige Fragen, zugegeben. Aber wo man sich im zweiten Punkt die Informationen noch selbst zusammensuchen konnte, gibt es hierbei Hilfen.
Fangen wir damit an, dass man sich über die gesamtwirtschaftliche Lage einen Überblick verschaffen sollte. Sie ist letztendlich der Spiegel dafür, wie sehr sich in einem Land Lohnniveau, Arbeitsmarktlage, Angebot und Nachfrage entwickeln werden. Für uns ist wichtig, dass sie sowohl durch bundesrepublikanische wie europapolitische Entscheidungen beeinflusst wird.
Wichtiger Gradmesser dafür ist das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW). Hier laufen sämtliche Informationsströme dieser Welt zusammen, werden gebündelt und halbjährlich zu einem Prognosepaket geschnürt (externer Link). Ein regelmäßiger Blick in diese Ergebnisse ist also Pflicht. Ebenso Pflicht ist es jedoch auch, frei die Welt zu betrachten. Sprich, das politische Tagesgeschehen zu verfolgen, Börsenkurse zu studieren. Denn wie gesagt veröffentlicht das IW nur halbjährlich. Bei der Geschwindigkeit, mit der sich heutige Lagen verändern können, kann das schon zu lange sein.
Dazu abermals ein Beispiel, um zu zeigen, dass es nicht so schwer ist, wie man vermuten mag: In jüngster Zeit ist es um die globale Sicherheitslage eher weniger gut bestellt. Trump, Nordkorea, die Spratley-Inseln und die gigantische Bedeutung ihres Seegebiets für den internationalen Handel. Schon an diesen Tatsachen lässt sich mit einiger Sicherheit festmachen, dass die nähere Zukunft vor allem von einer erhöhten Unsicherheit geprägt ist. Etwa vor Zurückhaltung bei sehr langfristigen Investitionen. Und dieses Wissen kann man sich schon vermitteln, indem man täglich einen Blick in die Zeitung wirft.
Höre auf deine Kunden
Für den Bereich des Onlinehandels ist es eine Regel, die in jedem einzelnen Ratgeber erwähnt wird: Immer dem Kunden Möglichkeit geben, Produkte und den Verkauf zu bewerten. Und zwar nicht nur freiwillig, sondern aktiv in Form einer Erinnerung nach dem Kauf. Leider vergessen Gründer in vielen anderen Branchen jedoch, dass dies uneingeschränkt auch für sie gilt.
Der größte Fehler im Geschäft wäre es, einfach nur stur sein Ding, seinen Plan durchzuziehen und dabei die Meinungen derjenigen zu ignorieren, die letztendlich dafür Sorge tragen, dass das Unternehmen auch Gewinne erwirtschaftet. Natürlich muss man unterscheiden können. Die Meinung einzelner Kunden, selbst wenn sie extrem sein mögen, kann man – vorsichtig formuliert – ignorieren. Aber: Man sollte sie sich im Hinterkopf notieren. Und nie aufhören, sich mit den Kunden zu unterhalten, weitere Meinungen einzufordern. Immer und über einen unbegrenzten Zeitraum. Je mehr Zeit man sich dafür nimmt, desto besser wird der Überblick, den man sich verschafft. Und man bekommt nebenbei eine ziemlich genaue Aussage darüber, wie man sich in Zukunft verhalten muss.
Halte deine Freunde nah, aber die Konkurrenz noch näher
Im Business ist es ein schwerer Fehler, wenn man sich nur einmalig mit seiner Konkurrenz befasst. Man sollte auch nach der Existenzgründung immer wieder entsprechende Analysen starten.
Es gibt unzählige Möglichkeiten, mit seinen Konkurrenten in Verbindung zu treten. Gründerstammtische, Messen, Think Tanks. Und in allen davon sollte man sein Ohr stecken haben und sich einfach mit der Konkurrenz unterhalten. Natürlich, direkt verraten, was sie für die Zukunft planen, werden sie kaum. Aber das braucht es auch nicht. Wer zwischen den Zeilen zu lesen vermag, auf Körpersprache, Wortwahl usw. achtet, bekommt auch so meist genug heraus.
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