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Equity/Eigenkapital

Die deutsche Gründerlandschaft wird überwiegend von wenigen Formen der Finanzierung dominiert. Im Vordergrund stehen Bankdarlehen als Fremdkapital-Finanzierungen und Venture Capital als Eigenkapital-Finanzierungen, die über die eigenen Möglichkeiten hinausgehen.

Eine neue Finanzierungsform schwappt nun vom amerikanischen zum europäischen Markt über: Unter der Bezeichnung Revenue-Based Financing (RBF) wird eine Eigenkapitalfinanzierung verstanden, bei welcher Unternehmensgründer anstatt Unternehmensanteile Umsatzanteile abtreten.

In diesem Artikel wird näher auf die Vorteile und Voraussetzungen dieser jüngsten Finanzierungsform eingegangen.

Eigenkapitalfinanzierungen mittels Venture Capital

Die gelebte Praxis an Venture Capital-Finanzierungen verbindet diese Form mit der Abgabe von Unternehmensanteilen an den VC-Investor. Dieser wird im Gegenzug für sein Investment an der Gesellschaft beteiligt und profitiert insbesondere im Fall eines Exits des Unternehmens von dessen Wertzuwachs. Venture Capital-Finanzierungen gelten als erfolgreich, da die Investoren nicht selten ihr Netzwerk zur Verfügung stellen und an der schnellen Aufzucht des Unternehmens interessiert sind.

Sie haben jedoch auch Nachteile, die primär durch die Abgabe der Gesellschaftsanteile entstehen:

  • Durch die Unvorhersehbarkeit der Entwicklung des eigenen Unternehmens, kann die Abgabe eines früh festgelegten Anteils des Verkaufserlöses für die Gründer sehr teuer werden.
  • Die für die Anteilsberechnung zu Grunde gelegte Unternehmensbewertung ist in den regelmäßig frühen Stadien der Investments nur wenig belastbar. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis kann deutlich verfehlt werden.
  • Folgefinanzierungen werden durch die Abgabe von Gesellschaftsanteilen schwieriger. Es besteht die Gefahr der Verwässerung, was die den Gründern verbliebenen Anteile beeinträchtigen kann.
  • Man gibt als Gründer mit den Gesellschaftsanteilen auch stets einen Teil Kontrolle und Autonomie ab. Man macht sich abhängig.
  • Der Bewerbungs- und Umsetzungsprozess für VC-Finanzierungen ist in der Regel langwierig und aufwändig. Die Due Diligence und die Vertragsverhandlungen sind arbeitsintensiv und von Unwägbarkeiten geprägt.

Bis vor Kurzem galten Fremdkapitalfinanzierungen daher als Mittel der Wahl, wenn man seine Gesellschaftsanteile behalten und keine Verwässerung riskieren wollte. Es blieb der Gang zur Bank oder ein Fördermittel-Antrag bei öffentlichen Geldgebern.

In Nordamerika hat sich in den vergangenen Jahren jedoch zunehmend das Modell des Revenue-Based Financing (RBF) etabliert. Es stellt eine neue Alternative bzw. Ergänzung zu sonstigen Formen der Finanzierung per Eigenkapital dar.

Revenue-Based Financing als Eigenkapitalfinanzierung

Kurzum wird der Investor bei einer Revenue-Based Finanzierung nicht an den Gesellschaftsanteilen, sondern am Umsatz beteiligt. Die Umsatzbeteiligung wird auf eine maximale Rückzahlung gedeckelt, womit Existenzgründer einen „schlechten Deal“ verhindern können. Die Rückzahlung erfolgt kleinschrittig durch monatliche Beteiligung an den erzielten Umsätzen und verhindert so eine zu hohe Belastung in Sachen Liquidität. Hierdurch wird eine flexible Rückzahlung ermöglicht, die die Unternehmensentwicklung nicht belastet. Durch den Erhalt aller Unternehmensanteile, erhalten die Entrepreneure auch die vollumfängliche Kontrolle und ihre Entscheidungsautonomie.

Der Knackpunkt: Um eine sinnvolle Finanzierung mittels RBF durchführen zu können, sollte das zu finanzierende Unternehmen bereits Umsätze vorweisen können. Nur dann ist das Risiko für den Investor kalkulierbar und eine sinnvolle Laufzeit bzw. ein sinnvoller Maximalbetrag wählbar.

Ausgestaltung eines Revenue-Based Financing-Investments

Finanzierungen mittels Revenue-Based Financing können unterschiedlich ausgestaltet sein. Die konkrete Ausgestaltung hängt von den Voraussetzungen und Zielen des zu finanzierenden Unternehmens sowie vom Investor und dessen Erwartungen ab.

Die zu finanzierenden Unternehmen sollten sich über ihre Ziele klar werden, da hiervon die Sinnhaftigkeit der Ausgestaltung abhängt. In der Praxis kristallisieren sich zwei Anwendungsfälle von Revenue-Based Financing heraus:

  1. Möchten die zu finanzierenden Unternehmen mit den eingeworbenen Mitteln hauptsächlich Schwankungen, zum Beispiel saisonale Verkaufsspitzen oder Working Capital, finanzieren, eignen sich kurzfristige, kleine RBF-Investments. Diese haben zumeist einen kleineren Umfang von ein bis drei Monatsumsätzen und sind fünf- bis sechsstellig. So ist eine kurzfristige Rückzahlung durch zügige Umsatzerzielung möglich.
  2. Langfristige, größere RBF-Investments dienen der Finanzierung des Unternehmenswachstums und werden von Venture-Investoren durchgeführt. Diese Finanzierungen decken den Bedarf des Unternehmens von einem oder mehreren Jahren und sollen ihm das Wachstum ermöglichen. Die Beträge sind in der Regel sechsstellig oder höher und die Laufzeiten länger. Hierdurch soll das finanzierte Unternehmen gerade in der frühen Wachstumsphase lediglich durch einen geringen Cash-Abfluss belastet werden. Auch wenn die RBF-Investoren nicht Gesellschafter werden, haben sie ein Interesse an der Umsatzsteigerung des Unternehmens und stellen daher häufig, wie Business Angels und klassische VC-Geber auch, ihr Netzwerk zur Verfügung.

Die genaue Ausgestaltung ist jedoch Verhandlungssache. In jedem Fall stellt der zunehmende Einzug von Revenue-Based Financings einen Gewinn für das gesamte europäische Ökosystem der Gründerlandschaft dar. Gerade für Unternehmen, die keinen Exit anstreben und die Kontrolle über ihre Anteile behalten wollen, stellt ein RBF-Investment eine sinnvolle Alternative dar.

Wie bei klassischen VC-Finanzierungen auch, ist ein aussagekräftiges Pitch Deck für die Bewerbung bei Revenue-Based Financing-Investoren unerlässlich. Es sollte insbesondere auf die bisherige Unternehmensentwicklung und die Realisierbarkeit zukünftiger Umsatzentwicklungen eingegangen werden. Zudem kann unterstrichen werden, dass die Renditesicherheit durch den festgelegten Rückzahlungsbetrag deutlich höher ist als bei spekulativen Exit-Erlösen. Dennoch ist und bleibt die Investition in junge Unternehmen Risikokapital. Dieses Risiko möglichst gering erscheinen zu lassen, ist die Aufgabe des sorgfältig geplanten Pitch Decks. Gründer und Unternehmer können sich bei der Erstellung der Bewerbungsunterlagen von einer professionellen Unternehmensberatung unterstützen lassen und die Beratungskosten über Fördergelder zu 50 bis 90 Prozent über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) erstatten lassen (Service-Tipps: Fördercheck und Beratersuche).

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