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Verschiedene Studienblätter und ein Handy liegen auf einem Tisch.

Wie in jedem Jahr wurde vom RKW Kompetenzzentrum in Zusammenarbeit mit der Leibniz Universität Hannover der Global Entrepreneurship Monitor 2020 (GEM) erstellt und veröffentlicht. Seit dem Jahr 1999 werden in diesem Bericht Daten zur Gründungsaktivität und Gründungseinstellung der Bevölkerung aus über 50 Ländern gesammelt und aufbereitet. Der GEM ist dadurch die einzig existierende Datenquelle, die sowohl einen räumlichen als auch zeitlichen Vergleich der Gründungsquoten vieler Länder auf allen Kontinenten möglich macht.

Der Global Entrepreneurship Monitor ermöglicht allerdings nicht nur Vergleiche zwischen verschiedenen Ländern oder Kontinenten, sondern ebenso länderspezifische Auswertungen, wie zum Beispiel über das Gründungsklima in Deutschland. Insgesamt verfolgt der Bericht drei Hauptziele:

  • Messung der Unterschiede der Gründungsaktivitäten zwischen den teilnehmenden Ländern
  • Identifizierung gründungsrelevanter Einflussfaktoren des Gründungsökosystems
  • Ableitung von Handlungsempfehlungen für die Gründungsförderpolitik

Die Daten des Global Entrepreneurship Monitor setzen sich aus zwei jährlichen Erhebungen zusammen. Zum einen sammelt die Adult Population Survey (APS) quantitative und repräsentative Ergebnisse aus einer Bevölkerungsbefragung mit dem Ziel der Quantifizierung von Gründungsaktivitäten. Zum anderen erfolgt in der National Expert Survey (NES) eine Befragung von Gründungsexperten mit unterschiedlichen Schwerpunkten, um die länderspezifischen gründungsbezogenen Rahmenbedingungen zu ermitteln. Im Zuge der Befragungen bildet der Bericht den gesamten Prozess der Existenzgründung ab. Neben Gründern in der Vorgründungsphase über junge Unternehmen werden ebenso etablierte Existenzgründer beleuchtet. Durch verschiedene Cluster können die Ersteller zum Beispiel spezifische Gründungsquoten ableiten.

Zentrale Erkenntnisse des Global Entrepreneurship Monitor 2020/2021

a) Gründungsquote auf Niveau des Jahres 2018

Die Gründungsaktivität bezogen auf werdende Entrepreneure und jung gegründete Unternehmen sank im Jahr 2020 auf 4,8 %. Nach einem historischen Hoch von 7,6 % im Jahr 2019 befindet sich die Quote nun wieder auf dem Niveau des Jahres 2018 (5,0 %).

b) Gründungen von Frauen nehmen wieder zu

Im Jahr 2020 lag die Gründungsquote der Frauen bei 4,4 % und damit so nah wie zuletzt 2008 an der Quote der Unternehmensgründungen durch Männer (5,1 %). Dieses sehr ausgeglichene Verhältnis gilt im internationalen Verhältnis als Besonderheit.

c) Pandemie bremst und beschleunigt Gründungen gleichermaßen

Viele Gründungswillige haben aufgrund der Covid-19-Pandemie und ihren Auswirkungen das Thema „selbstständig machen“ aufgeschoben. Gleichzeitig ist in einigen Branchen eine Beschleunigung von Gründungsprozessen zu beobachten, da sich beispielsweise durch Umstellung auf Online-Services neue Chancen am Markt ergaben.

d) Fortführung der Familientradition weiterhin Hauptgründungsmotiv

Auch im Jahr 2020 zählte die Fortführung einer Familientradition zu den zentralen Motiven der Gründungsmotivation. Rund 62 % der Unternehmensgründer gaben dieses Motiv in der Befragung als zentralen Treiber an. Gründungen aus einem ökonomischen Notstand heraus haben trotz der Pandemielage nur einen geringen Zuwachs erfahren.

Finanzierungsmöglichkeiten stellen zentrale Rahmenbedingung für Gründung dar

Die zentrale Herausforderung vieler Gründer besteht nach wie vor in der Beschaffung der benötigten finanziellen Mittel. Trotz der diversen Möglichkeiten der Kapitalakquise – von Darlehen aus privaten oder öffentlichen Quellen über Fördergelder und Bezuschussungen bis hin zur Einwerbung von Eigenkapital mittels Venture Capital oder Business Angels – müssen Gründer sich auch im Jahr 2020 intensiv mit der individuell passenden Struktur der Finanzierung auseinandersetzen. Die Expertenbefragung zeigt ebenso ein sehr differenziertes Bild. Die Experten nehmen im Rahmen der National Expert Survey (NES) klare Unterscheidungen in der Bewertung des Zugangs zu den verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten vor.

  • Finanzierung durch Venture Capital oder Business Angels: Grundsätzlich bewerten rund die Hälfte der befragten Experten die Möglichkeit der Kapitalakquise über Venture Capital oder Business Angel als positiv. Allerdings gibt es auch große Kritikpunkte. Laut den Experten fehlt es in Deutschland noch immer an ausreichend Investoren und Budgets. Hinzu kommt, dass auch weiterhin deutlich mehr männliche Gründer von den Investoren unterstützt werden als Frauen. Diese Entwicklung wird durch die steigende Anzahl von weiblichen Business Angels allerdings immer weiter abgeschwächt.
  • Öffentliche Förderprogramme: Die Verfügbarkeit und Qualität von Förderprogrammen und Fördereinrichtungen wird von den Experten hingegen deutlich positiver bewertet. Rund 88 % der Befragten geben an, dass beispielsweise Technologie- und Gründerzentren sowie Inkubator-Einrichtungen einen positiven Effekt auf das Gründungsklima innerhalb Deutschlands nehmen. Als erste Anlaufstelle für viele Gründer leisten diese Einrichtungen einen wichtigen Beitrag, der sich außerdem nicht nur auf monetäre Aspekte beschränkt.

Auswirkungen der Covid-19-Pandemie

Abschließend lässt sich festhalten, dass die Covid-19-Pandemie zwar spürbare Auswirkungen auf die Gründeraktivitäten in Deutschland hatte, diese allerdings bei weitem nicht so negativ ausgefallen sind, wie zuvor erwartet. Viel mehr lässt sich eine Verschiebung hin zu digitalen Services, neuen Produkten oder Anpassungen der bisherigen Geschäftspraktiken erkennen. Im Bereich der jungen und wachsenden Unternehmen herrscht allen Einschränkungen zum Trotz eine hohe Dynamik. Nach Einschätzung von rund 69 % der Experten identifizieren diese Unternehmen in der Pandemie wirtschaftliche Chancen und werden diese nachhaltig nutzen.

Dennoch hat die Pandemie viele Unternehmen in Schwierigkeiten gebracht, nicht wenige leiden unter einem Liquiditätsengpass. Änderungen der Unternehmensstruktur, der Produkte wie auch der Marketingstrategie sind an der Tagesordnung. Hier setzt das BAFA an und übernimmt mit seinem Förderprogramm „Förderung unternehmerischen Know-hows“ bis zu 90 % der Kosten für eine Unternehmensberatung.

Download: Global Entrepreneurship Monitor 2020 (externer PDF-Link)

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