Viele Existenzgründer benötigen zum Start in die Selbstständigkeit Fremdkapital. Für die Beantragung eines Förderdarlehens wird ein professioneller Businessplan benötigt, der die komplette Geschäftsidee überzeugend darstellt.
Ein wichtiger Bestandteil des Businessplans ist der Finanzplan, in dem das Zahlenwerk des Geschäftsmodells detailliert erläutert wird.
Hierbei ist es zunächst wichtig, eine Rentabilitätsvorschau zu erstellen, die alle erwarteten Umsätze und Kosten gegenüberstellt, um für das Unternehmen den Gewinn vor und nach Steuern auszuweisen. Um eine Förderbank von der Geschäftsidee zu überzeugen, wird jedoch ebenfalls ein aussagekräftiger Liquiditätsplan benötigt. Dieser zeigt auf, mit wie viel Geld das Geschäftskonto eines Unternehmens ausgestattet ist.
Denn es müssen immer genügend finanzielle Mittel vorhanden sein, um laufende Rechnungen begleichen zu können. Es gibt viele Geschäftsmodelle, in denen der Monat der Umsatzgenerierung und der Monat des Zahlungseingangs des Rechnungsbetrags auf dem Konto nicht derselbe sind. Dies hängt von vielen Faktoren ab.
In diesem Artikel möchten wir auf die Relevanz von Zahlungszielen und die Abbildung im Liquiditätsplan eingehen.
Definition und Verwendungszwecke eines Finanzplans
Zunächst ist ein Finanzplan der wichtigste Bestandteil einer Geschäftsidee. Denn auch wenn ein Geschäftskonzept gut klingt und man ein tolles Produkt erfunden oder eine wertvolle Dienstleistung entwickelt hat, gilt unter dem Strich nur ein rentables Geschäftsmodell als ein gutes Geschäftsmodell.
Insbesondere, wenn man als Gründer oder Unternehmer im Haupterwerb selbstständig ist und von seinem Gehalt aus der Kapitalgesellschaft (UG oder GmbH) bzw. seiner Privatentnahme aus der Personengesellschaft (Einzelunternehmen oder GbR) leben muss und keine anderen Einkünfte vorhanden sind. Der Finanzplan bildet also die kaufmännische Grundlage für ein Unternehmen.
Der Verwendungszweck eines professionellen Finanzplans geht in mindestens zweierlei Richtungen. Einerseits ist er für die eigene Planung wichtig. Wer in die Selbstständigkeit geht und ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen möchte, muss eine klare Vorstellung der betrieblichen Kennzahlen haben. Relevante Fragen sind zum Beispiel:
- Welche Umsätze müssen monatlich erreicht werden?
- Wie viele Kunden sind für diese Umsätze notwendig?
- Mit welcher Preisstruktur muss man agieren?
- Wie hoch muss die kalkulierte Marge eines Produkts sein?
- Wie hoch sind die laufenden Kosten des Unternehmens?
- Mit welchen Lohnnebenkosten muss man für das angestellte Personal rechnen?
- Welche steuerlichen Abgaben sind zu berücksichtigen?
- Muss der Kapitaldienst (Zins & Tilgung) für ein Darlehen berücksichtigt werden?
- Welche Umsatzrendite muss man erzielen, um rentabel wirtschaften zu können?
Nur wer eine solche Finanzplanung für die ersten Jahre nach der Existenzgründung erstellt und die obigen Fragen klar beantworten kann, kann voller Überzeugung in die Selbstständigkeit gehen. Während der ersten Monate der Selbstständigkeit kann man den Finanzplan immer wieder zur Überprüfung erreichte Meilensteine verwenden.
Der zweite Verwendungszweck eines professionellen Finanzplans ist die Beantragung von z.B. einem Förderdarlehen wie dem KfW-StartGeld. Dieses weist besonders günstige Konditionen für Gründer oder Jungunternehmer aus und ist daher bei Existenzgründern oder auch jungen Bestandsunternehmen sehr nachgefragt.
Förderbanken möchten natürlich genau wissen, wie rentabel das vorgestellte Geschäftsmodell ist und ob das Unternehmen oder die selbstständige Person in der Lage ist, das Förderdarlehen über einen vereinbarten Zeitraum zurückzuführen.
Finanzplan-Erstellung für ein Gründerdarlehen – Bestandteile
Um einen Gründerkredit beantragen zu können, muss neben einem umfassenden Geschäftsplan ebenfalls ein detaillierter Finanzplan vorgelegt werden. Dieser beinhaltet die folgenden Bestandteile:
- Investitionsplan
- Umsatzentwicklung
- Rentabilitätsvorschau (Gewinn- und Verlustrechnung)
- Cash-Flow und Liquiditätsplanung
- Tilgungsplan
- Abschreibungen
Diese Parameter eines Finanzplans müssen für die ersten drei Geschäftsjahre nach der Gründung oder bei einem Bestandsunternehmen nach der Aufnahme des Fremdkapitals dargestellt werden, und zwar auf monatlicher Basis. Bei der Erstellung eines solchen Finanzplans kann ein Gründungsberater unterstützen.
Äußerst wichtig ist der Liquiditätsplan, der eine Übersicht über den sog. Cash-Flow und die Liquiditätsausstattung auf dem Geschäftskonto gibt.
Relevanz von Zahlungszielen in der Liquiditätsplan-Erstellung
Um einen Liquiditätsplan erstellen zu können, muss zunächst der Aufbau einer Rentabilitätsvorschau (Gewinn- und Verlustrechnung) erfolgt sein. In dieser werden alle Umsätze und Kosten eines Monats und eines Geschäftsjahres statisch gegenübergestellt. Auf diese Weise wird errechnet, wie viel Gewinn ein Unternehmen pro Monat oder in einem Geschäftsjahr erzielt.
In einem Liquiditätsplan werden die Zu- und Abgänge eines Geschäftskontos dynamisch erfasst. Hierbei spielen insbesondere Zahlungsziele eine große Rolle. Dies bedeutet, dass der Monat, in dem man einem Kunden eine Rechnung stellt und damit den Umsatz ausweist, nicht derselbe Monat ist, in dem man von diesem Kunden die Zahlung der Rechnung erhält.
Genauso verhält es sich, wenn man eine Eingangsrechnung von z.B. einem Lieferanten erhält. Diese kann mit einem Zahlungsziel versehen sein, das z.B. erst in 14 oder 30 Tagen liegt.
Diese Zahlungsziele sind im Liquiditätsplan zu berücksichtigen. Wird also eine Rechnung beispielsweise im Juli an einen Kunden gestellt und dieser bezahlt erst im September, besteht ein Unterschied zwischen der Rentabilitätsvorschau (Eintragung des Umsatzes im Juli) und dem Liquiditätsplan (Zugang auf dem Konto im September).
In den folgenden Branchen kann man von planbaren Zahlungsverzögerungen ausgehen:
- Gesundheitswesen: wenn man z.B. als ambulanter Pflegedienst oder auch als Allgemeinarzt Leistungen über Krankenkassen abrechnet, ist mit Zahlungsverzögerungen von zwei Monaten bis sechs Monaten zu rechnen. Denn Krankenkassen prüfen die Vorgänge erst intensiv, bevor sie die Zahlungen tätigen. Manchmal erhält man im Monat der Rechnungsstellung eine Abschlagszahlung von z.B. 25 %, die restlichen 75 % erhält man jedoch erst ein paar Monate später.
- E-Commerce: im Onlinehandel sind oftmals Zahlungsdienstleister im Einsatz, welche die Gelder der Endkunden erhalten und – je nach Vereinbarung – diese erst nach einem gewissen Zeitraum an den Betreiber eines Onlineshops überweisen.
- Installation oder Einbau: z.B. von Photovoltaik-Anlagen, Fenstern, Türen etc.: in diesen Branchen werden die Zahlungsziele klassischerweise in drei Schritte aufgeteilt. Kunden entrichten Teile der gesamten Rechnungssumme bei Vertragsunterzeichnung, vor der Montage und nach der Endabnahme/ Fertigstellung des Projekts. Dieser Prozess kann sich über mehrere Monate hinziehen.
- Vertrieb über den Lebensmitteleinzelhandel: wenn man z.B. als Start-up in der Foodbranche gegründet hat und seine Produkte über die Filialen großer Supermarktketten vertreibt, bestehen diese Handelsunternehmen auf Zahlungszielen von 60 bis 90 Tagen nach Erhalt der Rechnung. Dies muss man in Kauf nehmen, wenn man diese Vertriebsstrategie wählt.
Überdies gibt es natürlich unplanbare Verzögerungen der Bezahlung von Rechnungen. Etwa durch allgemeine finanzielle Schwierigkeiten bei Kunden oder durch Lieferprobleme. Dafür sollte in der Liquiditätsplanung immer ein Puffer an finanziellen Mitteln vorhanden sein.
Kapitalbedarf planen unter der Berücksichtigung von Zahlungszielen
Um diese geplanten oder ungeplanten Zahlungsverzögerungen abdecken zu können, muss der Kapitalbedarf, für den man etwa ein Förderdarlehen beantragt, passend ermittelt werden. Wenn man von Beginn an weiß, dass die ersten ausgestellten Rechnungen erst z.B. nach zwei oder drei Monaten beglichen werden, muss man für diesen Zeitraum Liquidität bereitstellen.
Dies wird zum Beispiel für Personalkosten, die Büromiete, Marketing oder den Wareneinkauf verwendet; diese Zahlungen sind von Beginn an monatlich zu leisten und nicht erst nach dem Zahlungseingang von Kunden. Dadurch kann sich der initiale Kapitalbedarf um eine relevante Summe im fünfstelligen Bereich erhöhen. Dies muss unbedingt beim errechneten Fremdkapitalbedarf berücksichtigt werden.
Fazit
In der Finanzplan-Erstellung für eine Existenzgründung oder das Wachstum eines Unternehmens ist auf die dauerhafte Liquiditätsausstattung zu achten. Oftmals wird von Gründern unterschätzt, wie schnell die finanziellen Mittel verbraucht sein können. Während laufend Eingangsrechnungen und Gehälter überwiesen werden müssen, kann es einige Wochen bis Monate in Anspruch nehmen, bis Zahlungen auf dem Konto eingehen.
Vor allem in den ersten Monaten kann also eine Unausgeglichenheit entstehen. Je intensiver man plant und je detaillierter man den Kapitalfluss auf dem Geschäftskonto prognostiziert, desto größer ist die Aussicht auf geschäftlichen Erfolg.
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