Selbstständig machen und eine Existenzgründung im Handwerk anstreben fällt vor allem im Bundesland Hessen nicht schwer. Die seit sechs Jahren ungetrübte Stimmung der Betriebe setzte sich 2016 fort.
Die Existenzgründung im Handwerk trifft auch 2017 auf ideale Bedingungen
Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte das hessische Handwerk seinen Umsatz mit 34 Milliarden Euro beziffern, die Handwerksbetriebe verbesserten damit den Wert des Vorjahres um vier Prozent. 2017 wird beim hessischen Handwerkstag mit fortschreitender positiver Entwicklung gerechnet und ein Umsatzplus von 2,5 Prozent erwartet.
Grundlage für die weiterhin gute Entwicklung sind die anhaltend niedrigen Zinsen beim Baugeld kombiniert mit einer äußerst stabilen Situation auf dem heimischen Arbeitsmarkt. Daher wird der kontinuierliche Aufschwung im Handwerk durch Neubauprojekte, aber auch von der Sanierung alter Bestandsimmobilien getragen.
Unterschiedliche Voraussetzungen bei der Existenzgründung im Handwerk
Ideale Bedingungen zum selbstständig machen liegen aufgrund guter Geschäfte in 87 Prozent der hessischen Handwerksfirmen vor. Spitzenreiter ist das Ausbaugewerbe, hier wird ein positiver Geschäftsverlauf sogar von 91 Prozent der Betriebe gemeldet. Die Existenzgründung im Kraftfahrzeuggewerbe dürfte hingegen deutlich schwieriger sein, da die hier aktiven Betriebe nur zu 78 Prozent mit dem Geschäftsjahr 2016 zufrieden waren. Experten zufolge ist der Absatz von Kraftfahrzeugen nur noch mit hohen Rabatten möglich. Und die trägt nicht etwa der Hersteller, sondern der Händler, dessen Marge aufgrund erwarteter Preisabschläge ins Bodenlose fällt.
Das Handwerk wird von der Politik nicht genügend unterstützt
Wer sich im Handwerk selbstständig machen möchte, sollte zudem die Digitalisierung als Chance wahrnehmen, das wurde auf dem Handwerkstag an alle Existenzgründer herangetragen. Hintergrund dazu ist die Tatsache, dass nur jeder zweite Handwerksbetrieb über einen Internetauftritt verfügt. Außerdem nutzt jeder vierte Handwerker immer noch klassische Wege zur Korrespondenz, statt Angebote und Rechnungen einfach per E-Mail zu versenden.
Der Vizepräsident des Handwerkstages sieht allerdings nicht nur die Handwerker, sondern den Staat in der Verantwortung. Die Regierung müsse insbesondere in ländlichen Regionen die Infrastruktur optimieren, dazu gehören zeitgemäß schnelle Breitbandversorgungen ebenso wie lückenlose Mobilfunknetze. Die Belange einer digitalen Infrastruktur würden bei der Industrie, aber kaum beim Handwerk wahrgenommen, obwohl es bei den meisten Industriekonzernen weit weniger Unterstützungsbedarf gebe.
Existenzgründung im Handwerk vom Zeitgeist behindert
Da immer mehr junge Menschen Abitur machen und nachfolgend studieren möchten, sind nicht genug Schulabsolventen bereit, sich mit einem Handwerksbetrieb selbstständig zu machen. Dies wird vom Handwerkstag als Grund dafür angegeben, dass die insgesamt gut 54.000 hessischen Handwerksfirmen ihre Mitarbeiterzahlen kaum steigern konnten. Es bleibt demnach bei etwa 340.000 Arbeitnehmern im Handwerk, weil einstellende Betriebe keine qualifizierten Mitarbeiter finden.
Eine Initiative der Frankfurt-Rhein-Main-Handwerkskammer will gezielt Nachwuchs für das Handwerk gewinnen und richtet sich an Studenten, die am Sinn ihrer Hochschulausbildung zweifeln. Diese werden auf die hervorragenden Chancen im Handwerk aufmerksam gemacht, welche bei optimaler Ausbildung auch die Existenzgründung im Handwerk beinhalten. Gleichwohl trifft das Projekt auf wenig Zuspruch, denn gerade einmal 40 Personen haben bisher ihr Studium abgebrochen, um einen handwerklichen Beruf zu erlernen.
Selbstständig machen wird mit Bürokratie erschwert
Wer sich für die Existenzgründung im Handwerk als Dachdecker entscheidet, wird mit ungeregelten Verordnungen zur Entsorgung von Dämmstoffen aus Styropor konfrontiert. Die hessische Landesregierung ist zur Umsetzung von EU-Richtlinien gezwungen und hat die Aufarbeitung zunächst für ein Jahr auf Eis gelegt. Styropor ist von Brüssel als gefährlicher Abfall eingestuft und in Hessen kaum mehr legal zu entsorgen.
Eine weitere Gefahr droht angehenden Handwerkern vor allem in Großstädten durch die blaue Umweltplakette. Handwerker nutzen ihre Fahrzeuge jedoch durchschnittlich acht Jahre und können sich außerplanmäßige Neuanschaffungen kaum leisten. Viele Handwerkerfahrzeuge erfüllen die Abgasnorm Euro 6 nicht und müssen aus den Innenstädten fernbleiben.
Weitere Informationen: Das hessische Handwerk in Zahlen 2016 – Das Handwerk in Hessen (externer Link)
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