Die Start-up-Szene hat ein Frauenproblem. Denn nur rund ein Sechstel aller Existenzgründer hierzulande sind weiblich – trotz unterschiedlichen Netzwerken, Initiativen und Förderprogrammen speziell für Existenzgründerinnen. Deutlich wird der Gender-Gap insbesondere beim Thema Wagniskapital. Denn eine Studie der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG) fand heraus, dass Existenzgründerinnen deutlich weniger Venture-Capital erhalten als männliche Gründer. Und das, obwohl Geschäftsideen von Existenzgründerinnen im Durchschnitt erfolgreicher sind. Denn für jeden investierten Venture-Capital-Dollar in weibliche Businessideen erwirtschaften Gründerinnen 78 Cent Umsatz, Männer dagegen nur 31 Cent.
Existenzgründerinnen erhalten nur rund ein Drittel Venture Capital
Trade Republic, Gorillas, Flink: deutsche Einhorn-Unternehmen mit Milliardenbewertungen gibt es viele – und es werden immer mehr. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft EY hat sich die Zahl der deutschen Einhorn-Start-ups im vergangenen Jahr vervierfacht (externer Link). Diese Entwicklung ist zwar gut für die Wirtschaft, bei genauerem Hinsehen gibt es jedoch einen bedeutenden Makel: Die Spitze der deutschen Start-up-Gründer ist fast ausschließlich männlich. Existenzgründerinnen finden sich hier nur selten.
Was sich in den großen Unternehmen abspielt, spiegelt sich auch in der gesamten Gründerlandschaft wieder. Denn laut dem aktuellen Female Founders Report sind nur rund 18 % aller Gründer weiblich (externer Link).
Auch bei Gründer- oder Businessplan-Wettbewerben sind Existenzgründerinnen eher eine Seltenheit. So fallen diese zwar auf, was von Vorteil sein kann und mehr Aufmerksamkeit verschafft. Doch spätestens wenn es um die Vergabe von Wagniskapital geht, kann keine Rede mehr von einem Existenzgründerinnen-Bonus sein. Denn während laut BCG Unternehmensgründungen von Männern durchschnittlich rund 10,6 Millionen Euro Wagniskapital erhalten, sind dies bei Existenzgründerinnen nur rund 3,5 Millionen Euro, also nur knapp ein Drittel (externer Link).
Geschäftsideen von Existenzgründerinnen erhalten schlechtere Bewertungen
Doch warum werden Existenzgründerinnen wesentlich seltener mit Wagniskapital gefördert? Eine große Rolle hierfür spielt die männlich geprägte Investoren-Szene, die Geschäftsideen von Existenzgründerinnen schlechter bewertet. Der Wert von deutschen Neugründungen mit Männern an der Spitze wurde laut BCG durchschnittlich 16,4 Mal höher eingeschätzt.
Somit ist offensichtlich, dass Existenzgründerinnen in Finanzierungsangelegenheiten so lange benachteiligt werden, bis es mehr weibliche Venture-Capital-Geber in der Gründerszene gibt und das Problem entschärfen. Zwar gibt es mit Verena Pausder, Gesa Miczaika, Doreen Huber und Lea-Sophie-Cramer einige prominente Investorinnen, doch die Liste weiblicher Venture-Capital-Geber ist nicht lang genug. Immerhin liegt der Frauenanteil in Wagniskapital-Firmen nämlich bei lediglich 4 %.
Förderung durch Venture-Capital Initiativen für Existenzgründerinnen
Glücklicherweise tut sich aktuell etwas in der Venture-Capital-Szene. Der sogenannte Auxxo Female Catalyst Fund soll von Frauen geführten Start-ups mehr Kapital verschaffen.
Auch ein Investment-Netzwerk soll Frauen bei der Finanzierung unterstützen. Mit diesem wollen rund 60 Managerinnen großer Konzerne sowie Politikerinnen Existenzgründerinnen bis zum Börsengang begleiten. Dafür ist der Aufbau eines 100 bis 200 Millionen Euro schweren „All-Female-Growth-Fonds“ geplant, aus dem die Unterstützungen geleistet werden sollen.
Welche Alternativen zu Wagniskapital für Existenzgründerinnen infrage kommen
Zwar ist Venture Capital eine sinnvolle Möglichkeit, seine Geschäftsidee schnell umzusetzen, doch diese Finanzierungsmethode bringt auch einen entscheidenden Nachteil mit sich: Die Abgabe von Anteilen der eigenen Unternehmensgründung an die Geldgeber.
Daher sollten Existenzgründerinnen neben der Finanzierung mit Venture Capital auch weitere Möglichkeiten in Betracht ziehen, um ihr Vorhaben umzusetzen.
Eine Existenzgründungsberatung kann hier helfen, weitere Wege der Finanzierung wie zum Beispiel Förderkredite zu finden. Eine solche Beratung kann je nach Bundesland mit bis zu 70 % der Kosten gefördert werden. Welche weiteren Förderprogramme für Frauen es gibt, kann übrigens über unseren kostenfreien Fördercheck ermittelt werden.
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