Wie auch ein Jahr zuvor machten sich 2020 Frauen deutlich häufiger in freien Berufen selbstständig als ihre männlichen Mitstreiter. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn. Der Anteil der Existenzgründerinnen, die sich mit einer freiberuflichen Tätigkeit selbstständig machten, lag demnach bei rund 52,8 %. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Frauenanteil 2020 sogar leicht um 0,2 % an. Besonders beliebt waren freiberufliche Existenzgründungen als Tierärztin oder Psychotherapeutin. Interessant ist, dass der Anteil der Frauen an den Selbstständigen in den Freien Berufen höher ist als im Durchschnitt der Selbstständigen insgesamt. Denn Laut Mikrozensus waren im Jahr 2020 hierzulande nur 34 % aller Selbstständigen Frauen (externer Link).
Was ein Freiberufler ist
Freiberufler sind Gründer, die eine selbstständige Tätigkeit aus einem wissenschaftlichen, künstlerischen, schriftstellerischen oder unterrichtenden Kontext ausüben. Eine Pflicht zur Gewerbeanmeldung besteht für diese nicht. Als Freiberufler werden z. B. folgende Berufsgruppen gezählt: Ärzte, Rechtsanwälte, Journalisten, Ingenieure, Journalisten, Dolmetscher, Schauspieler, Wissenschaftler, Steuerberater oder Künstler.
Welche Berufsgruppen die meisten freiberuflichen Existenzgründerinnen verzeichnen
Wie sich der Freiberufler-Markt jährlich entwickelt, untersucht das IfM Bonn. Ein Fokus der Freiberufler-Studie liegt dabei auf den Existenzgründerinnen.
Wenn es um die Anzahl der freiberuflichen Existenzgründerinnen in den einzelnen Berufsgruppen im Vergleich der letzten Jahre geht, haben Psychotherapeutinnen hier die Nase vorn. Denn mit rund 74 % machen sich in diesem Bereich die meisten Frauen freiberuflich selbstständig.
Einen großen Anstieg im Vergleich zum vorherigen Jahr konnte auch bei den Tierärztinnen festgestellt werden. Denn mit fast 10 Prozentpunkten fiel der Anstieg in dieser Sparte besonders stark aus. Zum Vergleich: Während sich 2011 nur rund 43,3 % der Existenzgründerinnen als Tierärztin selbstständig machten, waren dies 2020 bereits 54,3 %.
Im Vergleich zu den übrigen Berufsgruppen erhöhte sich zudem der Anteil an Existenzgründerinnen bei den Wirtschaftsprüferinnen und den Publizistinnen.
Freiberufliche Gründung bietet Existenzgründerinnen viel Flexibilität
Die IfM-Studie zeigt, dass sich immer mehr Frauen freiberuflich selbstständig machen. Kein Wunder, denn eine freiberufliche Existenzgründung bietet viele Vorteile wie:
- große Flexibilität durch freie Zeiteinteilung und mehr Zeit für die Familie
- unkomplizierte Existenzgründung und geringe Investitionen
- keine doppelte Buchführung. Eine einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) zum Jahresende reicht aus.
- keine Zahlung von Gewerbesteuern
- keine Zwangsmitgliedschaft bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) dementsprechend keine Zahlung des Mitgliedsbeitrags
- Unternehmensgründung ohne Startkapital möglich, außer bei der Rechtsform Kapitalgesellschaft wie einer UG oder GmbH .
Von diesen Vorteilen können Insbesondere Frauen profitieren, die immer noch das alte Paradigma: Familie, Beruf und Haushalt bewältigen müssen.
Unterstützung für Existenzgründerinnen durch staatliche Fördermittel
Zwar ist der Anteil der Existenzgründerinnen gemessen an allen Existenzgründern eher gering. Mut machen jedoch die freien Berufe. Denn, wo bereits viele Frauen sind, gibt es auch viele Vorbilder, für deren Berufsbilder sich wiederum andere Frauen entscheiden. Hier liegt es nun an der Politik, das Gründungspotenzial von freiberuflichen Existenzgründerinnen mit zielgerichteten Impulsen zu bestärken. Demnach wäre eine Möglichkeit, die Fördermöglichkeiten für Existenzgründerinnen besser bekannt zu machen.
Denn für Frauen, die sich selbstständig machen wollen, gibt es spezielle staatliche Fördermittel. Hier kann z. B. vor oder nach der Unternehmensgründung eine Beratungsförderung beantragt werden (Service: Fördercheck). Die Höhe der Zuschüsse für die Vorgründungsberatung ist je nach Bundesland verschieden (Service: Beratersuche).
Die vollständige Freiberufler-Studie kann auf der Website des IfM (externer Link) eingesehen werden.
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