Nasse Klamotten und Zelte auf Festivals gehören der Vergangenheit an: Nach einem verregneten Festivalbesuch entwickelten zwei Existenzgründer aus Brandenburg ein mobiles faltbares Hotelzimmer. Wie dieses aufgebaut ist und welche Herausforderungen bei der Existenzgründung bewältigt werden mussten, erzählen uns die Gründer im Interview.
Liebes My-Molo-Team, könnt ihr euch und „My Molo“ kurz vorstellen?
Ich (Fritz) und Nico haben 2015 unsere Jobs gekündigt und „My Molo“ entwickelt. Dies ist ein mobiles Hotelzimmer, das z. B. auf Festivals aufgestellt werden kann und eine optimale Alternative zum Zelt oder langen Taxifahrten ins nächste Hotel darstellt. Unsere Zimmer lassen sich durch eine innovative Falttechnik zusammenklappen und so von Event zu Event transportieren. Die Molos kommen bei Festivals wie dem Wacken, Messen, dem Oktoberfest, Sport-Events aber auch im Rahmen der „Berliner Kältehilfe“ als Obdachlosenunterkunft zum Einsatz. Das Projekt beinhaltet neben einem Schlafplatz auch Verpflegung und Betreuung. Ziel ist es, Menschen ohne Dach über dem Kopf den Weg zurück in die Sozialsysteme zu ebnen. Für dieses Projekt, welches komplett durch private Spenden finanziert ist, haben wir eine Fundraising-Kampagne gestartet.
Wofür steht der Name?
Der Name steht für My Mobile Lodge.
Wie seid ihr auf diese Geschäftsidee gekommen?
Das Schlüsselerlebnis für die Geschäftsidee war ein völlig verregnetes Festival, bei dem wir extra einen teuren Pavillon vor Ort kaufen mussten, um darunter unser Zelt aufzubauen. Das Ende der Geschichte: alle wurden nass, die Partystimmung war im Keller und der Entschluss, „My Molo“ zu gründen, stand fest. Hinzu kam, dass immer mehr Bekannte Festivals gemieden haben, weil sie keine Lust aufs Zelten hatten. Da war für uns klar: eine komfortable Alternative zum Zelt und eine beweglichere Alternative zum Hotel muss her.
Wie sind die Lodges aufgebaut?
Die Lodges sind aus Stahl und Aluminium gefertigt und werden mit einer Holzfolie verschönert. Wir testen aber immer wieder neue Materialien wie z. B. Holz und Hanf. Die Molos bieten neben einem integrierten Bettmodul Strom, Licht und einen Kühlschrank. Die Tür- und Rückwände lassen sich einklappen und die Seitenwände in der Mitte falten, so dass sich die 2,40 Meter hohen Molos auf eine Höhe von nur 0,50 Meter zusammenklappen lassen.
Wie sah euer Alltag vor der Unternehmensgründung aus?
Vor „My Molo“ hatten wir einen „Nine-to-five-Job“, jetzt arbeiten wir deutlich mehr.
Nico war in führender Position bei diversen Start-ups tätig und ich habe als Redakteur bei verschiedenen Fachmedien gearbeitet.
Wie lange hat die Planung und Umsetzung von „My Molo“ gedauert?
Von der Geschäftsidee bis zur Umsetzung hat es mehrere Jahre gedauert. 2015 haben wir dann im Schrebergarten von Nicos Eltern einen Prototyp gebaut. Diesen haben wir bei zwei Festivals erfolgreich getestet und ausprobiert. Anschließend haben wir bei Veranstaltern, Banken und Investoren unsere Geschäftsidee gepicht, das nötige Kapital sowie erste Aufträge erhalten. Im Juli 2016 hatten wir dann das erste Festival, bei dem unsere Molos zum Einsatz kamen. Die Produktion war drei Tage vor dem Einzug des ersten Gastes fertig.
Was waren bisher eure größten Herausforderungen bzw. Stolpersteine bei der Existenzgründung?
Die größte Herausforderung war es, zuverlässige und gute Zulieferer sowie Produzenten für den Bau der Lodges zu finden. Wir haben einige Produzenten angefragt und hatten am Ende vier Angebote vorliegen. Dies war sehr frustrierend. Das Thema Finanzierung ist wichtig: Als Start-up hat man meist zu wenig Geld, um zu wachsen und neue Ideen umzusetzen.
Habt ihr an Gründerwettbewerben teilgenommen?
Ja, wir haben z. B. beim „Captain Mice Future Award“ des Verbands der Veranstaltungsorganisatoren (VDVO) teilgenommen und sind dort Zweiter geworden.
Habt ihr einen Businessplan erstellt? Wenn ja, habt ihr dafür eine Förderung beansprucht?
Natürlich haben wir einen Businessplan erstellt. Der Geschäftsplan, insbesondere unser Finanzplan wird nach und nach erweitert, angepasst und aktualisiert. Wir haben im Rahmen des EU-Förderprogramms „Gründung Innovativ“ (EFRE) eine Förderung in Höhe von 100.000 Euro erhalten.
Eine Geschäftsidee umzusetzen kostet Geld. Habt ihr Fremdkapital für die Existenzgründung beansprucht?
Ja, haben wir.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft, habt ihr spezielle Pläne?
Unser Fünfjahresplan: „My Molo“ entwickelt nachhaltige, mobile Raumkonzepte, die neben Festivals, Events und Messen auch in anderen Bereichen zum Einsatz kommen. Unser Ziel ist es, „My Molo“ als nachhaltig wirtschaftendes, wachsendes, sozial engagiertes und verantwortungsbewusstes Unternehmen zu entwickeln.
Was sind eure Vorbilder aus der Gründerszene?
Da gibt es einige imponierende Persönlichkeiten: Ijad Madisch von „Research Gate“ oder Jack Ma von „Alibaba“ zum Beispiel.
Welche Tipps habt ihr für Existenzgründer?
Wenn ihr eine gute Geschäftsidee habt und fest an den Erfolg glaubt, lasst euch nicht entmutigen. Andernfalls, lasst es besser sein. Ein Unternehmen zu gründen, nur des Gründens wegen, halte ich für Unsinn. Analysiert eure Märkte genau und scheut euch nicht davor, das eigene Produkt, euch als Existenzgründer und auch das Geschäftskonzept zu hinterfragen.
Zur Website von My Molo (externer Link).
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