„Das kann ich auch!“ – dachte sich der damals 15-jährige Michael Seibold und gründete sein eigenes Unternehmen. Während dieser Zeit lernte Seibold früh, was es bedeutet, Existenzgründer zu sein und wirtschaftliche Herausforderungen zu meistern. Warum es zunächst schwer war, als seriöser Geschäftspartner anerkannt zu werden und welche Tipps der mittlerweile erfolgreiche Gründer für den Nachwuchs parat hat, erzählt er uns im Interview.
Herr Seibold, können Sie sich kurz vorstellen?
Ich bin Michael Seibold, Existenzgründer und CEO der „Trading EU GmbH“. Über unseren Online-Shop „Hubtechnik24.de“ vertreiben wir Betriebsbedarf wie beispielsweise Hubwagen, aber auch Werkstatt- und Lagerbedarf sowie Hub- und Zugtechnik. Mit diesen Produkten bedienen wir eine spezielle Nische. Unsere Kunden kommen aus dem europäischen B2B- bzw. B2C-Bereich, Deutschland ist jedoch unser Hauptmarkt.
Sie haben sehr früh gegründet. Wie kam es dazu?
Auf meine Geschäftsidee bin ich zufällig gestoßen: Ein Bekannter meiner Eltern handelte mit Restposten rund um Motorräder und suchte Unterstützung für sein E-Bay-Geschäft. Damals war ich 13 Jahre und lernte in den folgenden zwei Jahren viele Aufgaben eines Produktmanagers kennen, diese waren z. B.: Artikel erfassen, Produktbeschreibungen erstellen, Produktfotos machen, Auktionen bei E-Bay einstellen und Waren versenden. Nach einigen Jahren dachte ich mir: „Das kann ich auch!“. 2005 habe ich dann mit 15 Jahren meine eigene Existenzgründung gestartet. Von Anfang an war es mein Hauptziel, hohe Qualität zu einem fairen Preis anzubieten. Bei Hubwagen und Hebezeugen z. B. erschien mir die Schere zwischen Preis und Qualität der Anbieter besonders groß. Dies wollte ich besser machen.
Hätten Sie aus heutiger Sicht etwas anders gemacht?
Nur durch Probleme, die man mit eigener Kraft bewältigt, lernt man dazu. Ich hätte mir gewünscht, manche Fehler nicht gemacht zu haben, aber im Rückblick habe ich durch jeden Fehler und jedes Problem dazugelernt.
Wie lange hat die Unternehmensgründung gedauert?
Ich denke, man ist niemals fertig mit einem Unternehmen, besonders nicht mit einem Online-Shop. Diese Herausforderung stellt für mich aber einen Reiz dar. Mir macht es sehr viel Freude, unseren Shop jeden Tag ein bisschen besser zu machen. Die Hauptphasen unserer Existenzgründung wie Design-Erstellung und Programmierung haben rund sechs bis neun Monate gedauert.
Verraten Sie uns Ihre größten Herausforderungen
Zu Beginn der Existenzgründung war ich noch jung und daher nur beschränkt geschäftsfähig. Meine Großmutter trat offiziell als Geschäftsführerin auf. Anfänglich war es schwer, als seriöser Geschäftspartner akzeptiert zu werden. Ich war damals im Teenageralter und kämpfte mit dem Stimmbruch, als ich mit anderen Unternehmen Rabatte aushandeln musste. Diese Schwierigkeiten waren jedoch schnell vorüber. Schon bald brachten mir meine Umsatzzahlen und die gute Zusammenarbeit mit Lieferanten und Geschäftspartnern erste Erfolge ein.
Ist die Teilnahme an Gründerwettbewerben sinnvoll?
Gründerwettbewerbe können während der Seed-Phase sehr hilfreich sein, da man durch diese wertvolles Feedback erhält. Im Erfolgsfall können Wettbewerbe einige Türen öffnen. Ich habe damals jedoch an keinem Gründerwettbewerb teilgenommen, da ich sehr jung gestartet habe. Mit meinem heutigen Wissensstand hätte ich jedoch die Chance ergriffen, um mir teure Fehler zu ersparen.
War das Thema Businessplan für Sie relevant?
Die Businessplan-Erstellung ist während der Anfangsphase sinnvoll. Insbesondere bei der Aufnahme von Fremdkapital wird ein professioneller Geschäftsplan von den meisten Banken verlangt. Persönlich bevorzuge ich allerdings Lean-Startup-Ansätze wie ein „Business Model Canvas“. Da ich zu Beginn der Unternehmensgründung noch sehr jung war und mir das nötige wirtschaftliche Know-how fehlte, stellte sich damals die Frage Businessplan erstellen? nicht für mich.
Ist Fremdkapital in Ihr Unternehmen geflossen?
Am Anfang haben wir unser Wachstum aus Eigenkapital und unseren Gewinnen finanziert. Für schnelleres Wachstum und wichtige Zukunftsinvestitionen haben wir aber auch Fremdkapital aufgenommen.
Was planen Sie für die Zukunft?
Aktuell steht ein Redesign unseres Shops an. Neben dem eigentlichen Arbeitsaufwand z.B. für Design, User Experience und Frontend-Entwicklung ist die Koordination aller Beteiligten ziemlich aufwendig und komplex. Wir arbeiten hier mit vielen externen Unternehmen zusammen.
Für die Zukunft steht die Internationalisierung weit oben auf unserer Agenda. Obwohl wir immer noch im deutschsprachigen Raum wachsen, hat es für uns oberste Priorität, unser Wachstum auf die europäischen Märkte auszuweiten und dort unsere Position zu festigen. Europa bietet die Möglichkeit, noch stärker zu expandieren. Deshalb ist der internationale Markt für uns sehr interessant und wird in der nächsten Zeit noch mehr priorisiert.
Welche Tipps geben Sie Existenzgründern?
Wer sich selbstständig machen möchte, sollte folgende Tipps beherzigen:
- Mit voller Kraft für sein Ziel kämpfen.
- Netzwerken. Da zusammen vieles einfacher ist und man aus den Erfahrungen anderer lernen kann.
- Orientierung an der Lean-Start-up-Theorie als möglicher Ansatz bei der Unternehmensgründung.
Zur Website von „Hubtechnik24“ (externer Link)
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