Wer kennt es nicht: Nach dem Duschen bleiben unliebsame Haarbüschel im Abfluss stecken und verursachen eine Verstopfung. Diese zu entfernen ist häufig eine lästige Angelegenheit. Ein Lehrer aus Rheinland-Pfalz hat sich mit seiner Geschäftsidee diesem Problem angenommen und einen haarfreien Abfluss entwickelt. Wie dieser genau funktioniert und warum Geduld bei der Existenzgründung eine wichtige Tugend ist, erzählt er uns im Interview.
Hallo Herr Leyendecker, können Sie sich und Ihr Produkt kurz vorstellen?
Mein Name ist Manus Leyendecker und ich habe den Duschabfluss „Freilauf“ erfunden. Das Besondere an diesem Produkt ist, dass dieser das Festsetzen der Haare nach dem Duschen verhindert. Zudem ist der Abfluss leicht zu reinigen. Diese beiden Vorteile ergeben sich durch einen besonderen Aufbau: Im Deckel meines patentierten Abflusses befindet sich ein Stab, welcher lediglich an einer Stelle im Siphon (Geruchsverschluss) aufsteht und dort durch einen Dauermagneten gehalten wird. Durch diese Konstruktion können sich Haare nur an diesem einen Punkt festsetzen. Herkömmliche Abflüsse dagegen haben Winkel und Unebenheiten, an denen sich Haare büschelweise festsetzen und mühsam entfernt werden müssen. Bei „Freilauf“ reicht ein Tritt auf den Deckel während des Duschens. Dadurch hebt sich der Stab aus seiner Halterung und alle Haare werden weggespült. Zieht man den Fuß zurück, springt der Stab dank des Magnets wieder in seine ursprüngliche Position.
Wie sind Sie auf diese Geschäftsidee gekommen?
Ich hatte selbst lange Haare und habe vor ein paar Jahren mit langhaarigen Mitbewohnern zusammengewohnt. Beim Reinigen der Dusche habe ich mich jedes Mal über unpraktische Abflüsse geärgert, an denen Haare hängen blieben. Da ich häufiger umgezogen bin, hatte ich jedes Mal das gleiche Problem. In einer Wohnung war es besonders extrem: Bereits nach zwei Wochen nach meinem Einzug war der Abfluss verstopft. Ich habe dann festgestellt, dass sich dieser ausbauen lies, und zog los, um einen anderen zu kaufen, den man leichter reinigen kann. Da ich jedoch keinen passenden Abfluss finden konnte, beschloss ich, selbst einen Duschabfluss zu entwickeln. Nach nur einer Woche hatte ich mein erstes fertiges Funktionsmodell.
Wie sah Ihr Alltag vor der Unternehmensgründung aus?
Bevor ich „Freilauf“ erfunden habe, arbeitete ich als Lehrer für Naturwissenschaften an einer Privatschule in Luxemburg. Diesen Beruf übe ich heute auch noch aus. Bisher habe ich nebenberuflich an meiner Erfindung gearbeitet. Mein Ziel ist es, mich in Zukunft vollständig darauf zu konzentrieren.
Wie lange hat die Planung und Umsetzung gedauert?
Diese beiden Prozesse haben länger gedauert als ich gedacht habe. Die Geschäftsidee entstand in 2010 – und noch im selben Jahr habe ich das Patent erhalten. Bis ich mich selbstständig machen konnte, dauerte es jedoch noch sechs Jahre, 2018 folgte schließlich die Markteinführung meines Produktes.
Was war die größte Herausforderung?
Für mich gab es nicht die eine große Herausforderung, sondern vielmehr mehrere kleine Stolpersteine. Diese geduldig aus dem Weg zu räumen, war für mich die größte Aufgabe.
Haben Sie an Gründerwettbewerben teilgenommen?
Ich habe 2018 am „Ideenwettbewerb Rheinland-Pfalz“ teilgenommen und beim „Regionalpreis Trier“ den 2. Platz gewonnen. Diesen Preis hat mir Ministerpräsidentin Malu Dreyer überreicht, was für mich ein Erfolgserlebnis war.
Haben Sie einen Businessplan erstellt?
Selbstverständlich habe ich einen Businessplan erstellt. Ohne einen Geschäftsplan bekommt man bei den Banken kein Geld. Ich habe mir zur Businessplan-Erstellung professionelle Hilfe geholt. 50 % der Beraterhonorare wurden über die staatliche Gründungsförderung finanziert.
Haben Sie Fremdkapital für die Existenzgründung genutzt?
Ausschließlich mit Eigenkapital konnte ich meine Geschäftsidee nicht umsetzen. Zusätzliches Kapital erhielt ich aus KfW-Krediten und dem Venture-Capital-Fond der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB).
Was planen Sie für die Zukunft?
Mein Ziel ist es, den Sanitärmarkt zu erobern und auch einen internationalen Vertrieb aufzubauen. Außerdem möchte ich meine Geschäftsidee zu einer Produktpalette weiterentwickeln. Bislang gibt es „Freilauf“ nur für Duschwannen aus Stahl. Geplant sind Lösungen für andere Wannen, geflieste Duschen, Waschbecken und die Badewanne.
Welche Vorbilder aus der Gründerszene haben Sie?
Arthur Fischer ist ein Vorbild für mich, weil er unzählige Erfindungen in den verschiedensten Bereichen gemacht hat. Auch James Dyson bewundere ich, weil er mit einem simplen physikalischen Prinzip den Staubsauger neu erfunden hat.
Was raten Sie Existenzgründern?
Eine gute Planung vor der Unternehmensgründung ist besonders wichtig. Bei meinem Vorhaben ist diese jedoch leider nicht aufgegangen: Am Schluss benötigte ich doppelt so lange wie geplant und musste zudem mehr zahlen, als ich in meinem Finanzplan kalkuliert hatte. Existenzgründer sollten sich im Klaren darüber sein, dass Fehler passieren können. Daher ist es wichtig, Geduld zu haben und immer am Ball zu bleiben. Man sollte bei kleinen Hindernissen nicht sofort aufgeben.
Zur Webseite von Freilauf (externer Link).
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Es sind oft die alltäglichen Fragestellungen des Alltags, die uns zu den besten Ideen inspirieren. In unserer WG haben wir zwei Glasduschen, die immer unglaublich schnell schmutzig werden. Da könnte so ein Abfluss ein wenig Abhilfe schaffen.