Während der Gartenarbeit mit seiner Mutter entstand die Geschäftsidee, einen faltbaren Anhänger zu entwickeln. Nach der Umsetzung erfolgte die Teilnahme an der TV-Show „Das Ding des Jahres“ im März. Im Interview erzählt uns der Gründer aus Bamberg, was sich für ihn nach seinem erfolgreichen TV-Auftritt geändert hat und welche Tipps er für Existenzgründer parat hat.
Herr Müller, können Sie sich und ihren faltbaren Anhänger kurz vorstellen?
Mein Name ist Ulrich Müller (genannt Uli) und ich wurde 1988 in Bamberg geboren. Ich habe „Industrial Engeneering“ mit dem Schwerpunkt Fabrikinformationsmanagement studiert. Meine Erfindung ist „Faltos“, ein faltbarer 750-kg-Anhänger für den privaten Gebrauch.
Wie sind Sie auf diese Geschäftsidee gekommen?
Die Geschäftsidee ist während der Gartenarbeit mit meiner Mutter entstanden. Wir liehen uns immer einen Anhänger vom Nachbarn aus. Um Ärger aufgrund von Schäden an diesem zu vermeiden, fragte ich meine Mutter, ob wir uns nicht einen eigenen kaufen wollen. Sie antwortete darauf, dass der Anhänger das ganze Jahr nur rumstehe, nicht schön aussehe und zudem noch Platz verbrauche. Hier kam mir die Idee, dieses Problem einfach zu lösen.
Wie sah ihr Alltag vor der Unternehmensgründung aus?
Ich besitze ein Unternehmen, in dem wir Auftragsarbeiten für andere Firmen im Bereich Drehen und Fräsen von Metall ausführen. Dieses gründete ich im Anschluss an mein Studium zunächst mit dem Ziel, faltbare Anhänger zu bauen. Nach einer Fehlinvestition zu Beginn der Existenzgründung fehlten uns aber knapp 100.000 Euro und wir mussten schleunigst Geld generieren. Daher sind wir Lohnfertiger geworden und nicht Anhängerproduzent, wie ursprünglich geplant.
Was hat sich für Sie nach der erfolgreichen Teilnahme an der Show „Das Ding des Jahres“ geändert?
Mein Leben war vorher schon stressig, aber nach der Show wurde unsere Belastbarkeit auf’s Äußerste geprüft. Die laufenden Kosten mussten weiterhin gedeckt werden, damit einem die Bank nicht in den Rücken springt. Auch musste nebenbei alles für die Produktion vorbereitet werden. Hinzu kam noch, dass der damalige TÜV-Prüfer scheinbar den „Ur-Faltos“ falsch geprüft hatte und wir eine komplett neue Zulassung durchlaufen mussten. Nebenbei wollte man noch unseren Betrieb schließen, da wir in einem zulassungspflichtigen Gewerbe arbeiten. Auch mussten wir die Bank überzeugen, die Finanzierung für die Anhänger zu übernehmen, ohne dass wir die entsprechenden Sicherheiten besaßen. Bis heute läuft übrigens noch die Prüfung, ob wir steuerlich für das gewonnene Werbebudget belangt werden könnten, hierbei geht es immerhin um über eine Millionen Euro Steuern. Zudem gab es auch den einen oder anderen Stein, der einem in den Weg geworfen wurde. Daher wäre mein Leben heute entspannter, hätten wir nicht an der Show teilgenommen.
Wie lange hat die Planung und Umsetzung der Geschäftsidee gedauert?
Von der Planung bis zur Umsetzung waren es ca. zehn Jahre. Erste Gehversuche mit CAD-Programmen fanden während des Studiums statt, erste Realisierungsversuche in der Werkstatt meines heutigen Schwiegervaters. Bei der Umsetzung und dem Bau eines funktionsfähigen Prototypen sowie bei der Prüfung dieses Anhängers unter extremen Bedingungen wurde ich von einer befreundeten metallverarbeitenden Betrieb unterstützt.
Was waren bisher Ihre größten Herausforderungen bzw. Stolpersteine bei der Existenzgründung?
Geldbeschaffung und Durchhaltevermögen.
Haben Sie an Gründerwettbewerben teilgenommen?
Nein.
Haben Sie einen Businessplan erstellt? Wenn ja, gab es dafür eine Förderung?
Ein Businessplan wurde erstellt. Entweder es gab wenig Geld für entsprechend viel Aufwand oder man bekam eine Förderung nicht bewilligt, da z. B. zu wenig Umsatz im Vorjahr generiert wurde oder die Unternehmensgründung bereits vollzogen war.
Haben Sie Fremdkapital für die Existenzgründung beansprucht?
Komplett über die Bank.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft, haben Sie spezielle Pläne?
Ich würde gerne mal ein paar Tage Urlaub machen und meine Flitterwochen nachholen. Bisher konnten wir uns zeitlich nur ein Flitterwochenende leisten. Ansonsten wünsche ich mir eine stabile Auftragslage und etwas weniger Stress. Und die Rezession, von der alle reden, darf sich wegen mir gerne noch ein paar Jahre Zeit lassen.
Haben Sie Vorbilder aus der Gründerszene?
Höchstens Elon Musk.
Haben Sie Tipps für Existenzgründer? Was ist besonders wichtig?
Verlasst euch nur auf die, denen ihr zu 100 % vertraut, ansonsten packt es an, spuckt in die Hände und startet ohne Rücksicht auf Verluste durch. Macht euch wirklich Gedanken darüber, ob ihr der Typ seid, der ohne Urlaub permanent arbeitet. Die Selbstständigkeit ist ein 24/7-Job. Wer sich diesen nicht zutraut, sollte eine Existenzgründung gut überlegen.
Zur Website von Faltos (externer Link).
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