Wer arbeitslos ist, fühlt sich häufig in einer aussichtslosen Situation gefangen. Doch eine Unternehmensgründung kann hier eine große Chance bieten, aus der Arbeitslosigkeit auszusteigen und den Traum einer Selbstständigkeit zu verwirklichen. Das Einstiegsgeld für ALG-2-Empfänger kann dabei helfen, den Start der Existenzgründung zu erleichtern. Für die Einstiegsgeld-Beantragung müssen Gründer verschiedene Dokumente bei ihren Sachbearbeitern vorlegen. Zu diesen zählt auch eine Tragfähigkeitsbescheinigung. Was diese ist und wo Sie eine solche Bescheinigung beantragen können, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Definition Tragfähigkeitsbescheinigung
Eine Tragfähigkeitsbescheinigung, auch fachkundige Stellungnahme genannt, ist ein wichtiges Dokument für Gründer, welches die wirtschaftliche Tragfähigkeit einer Geschäftsidee bescheinigt. Es handelt sich dabei um eine Einschätzung von Experten, ob die Geschäftsidee auf lange Sicht erfolgreich sein kann und ob die geplante Selbstständigkeit gute Chancen auf wirtschaftlichen Erfolg hat.
Experten beurteilen dabei die Geschäftsidee, die geplante Finanzierung, das Know-how und die Erfahrungen der Existenzgründer. Eine positive Tragfähigkeitsbescheinigung ist häufig eine wichtige Voraussetzung für die Fördermittel-Bewilligung, wie beispielsweise dem Einstiegsgeld. Aber auch für die Beantragung von Krediten wird häufig eine Tragfähigkeitsbescheinigung von Gründern gefordert.
Da Gründer kein Recht auf die Förderung mit dem Einstiegsgeld haben und diese als Ermessensleistung (externer Link) gilt, können Gründer mit einer positiven Tragfähigkeitsbescheinigung ihre Chancen auf die Förderung stark erhöhen.
Demnach ist eine Tragfähigkeitsbescheinigung ein wichtiges Instrument für Existenzgründer auf dem Weg zur Selbstständigkeit.
Inhaltsübersicht
- Wer eine Tragfähigkeitsbescheinigung für die Einstiegsgeld-Beantragung ausstellt
- Welche Unterlagen Gründer für die Tragfähigkeitsbescheinigung einreichen müssen
- Wie eine Prüfung der Tragfähigkeit für die Einstiegsgeld-Beantragung abläuft
- Die Tragfähigkeitsbescheinigung ist negativ: Was tun?
Wer eine Tragfähigkeitsbescheinigung für die Einstiegsgeld-Beantragung ausstellt
Die Tragfähigkeitsbescheinigung wird von unabhängigen Stellen ausgestellt, die sich mit der Prüfung von Geschäftskonzepten auskennt. Zu diesen Stellen gehören:
- Gründerzentren
- Unternehmensberatungen
- Industrie- und Handelskammern
- Wirtschaftsförderungseinrichtungen
- Fachverbände
Es ist jedoch wichtig, dass sich Gründer im Vorfeld zu informieren, welche Stellen anerkannt werden und welche Anforderungen die Tragfähigkeitsbescheinigung erfüllen sollte.
Welche Unterlagen Gründer für die Tragfähigkeitsbescheinigung einreichen müssen
Die genauen Anforderungen an die Unterlagen für die Ausstellung einer Tragfähigkeitsbescheinigung für die Beantragung vom Einstiegsgeld können je nach fachkundiger Stelle unterschiedlich sein. Häufig werden jedoch folgende Unterlagen benötigt:
- Kurzbeschreibung des Geschäftsmodells: Das Geschäftsmodell ist ein zentraler Bestandteil der Tragfähigkeitsbescheinigung. Es sollte ausführlich darstellen, welche Geschäftsidee verfolgt wird, welche Produkte oder Dienstleistungen angeboten werden, wer die Zielgruppe ist und wie das Unternehmen langfristig profitabel sein wird.
- Finanzplanung: Eine detaillierte Finanzplanung ist ebenfalls notwendig, um die Tragfähigkeit des Geschäftsvorhabens zu beurteilen. Hierzu werden beispielsweise eine Umsatz- und Ertragsvorschau sowie eine Liquiditätsplanung für die ersten Jahre.
- Lebenslauf: Der Lebenslauf von Gründern ist ein wichtiger Bestandteil der Tragfähigkeitsbescheinigung. Hier sollen die bisherigen beruflichen Stationen und Erfahrungen aller Team-Mitglieder dargestellt werden.
- Eigenkapital- und Fremdfinanzierungsplan: Es ist wichtig, darzulegen, wie die Existenzgründung finanziert werden soll. Eine Auflistung mit Inhalten zum eingebrachten Eigenkapital sowie Informationen zur Fremdfinanzierung sollten nicht fehlen.
- Marktanalyse: Eine Marktanalyse sollte die Wettbewerbs- und Marktchancen des geplanten Vorhabens darstellen.
Diese Punkte fassen Gründer am besten in einem ausführlichen Businessplan zusammen. Dieser dient als eine wichtige Grundlage für die Beantragung der Tragfähigkeitsbescheinigung und sollte regelmäßig überprüft und bei Bedarf aktualisiert werden.
Achtung: Bevor Gründer mit der Zusammenstellung der Unterlagen und der Businessplan-Erstellung beginnen, empfiehlt es sich, bei der zuständigen Stelle nachzufragen, welche genauen Unterlagen für die Erstellung einer fachkundigen Stellungnahme benötigt werden.
Wie eine Prüfung der Tragfähigkeit für die Einstiegsgeld-Beantragung abläuft
Die genauen Abläufe der Prüfung der Tragfähigkeit bei einer fachkundigen Stelle können je nach Einrichtung unterschiedlich sein. Allerdings gibt es einige Aspekte, die in der Regel bei einer Prüfung berücksichtigt werden:
- Geschäftskonzept-Prüfung: Zunächst wird das eingereichte Geschäftskonzept daraufhin überprüft, ob es schlüssig ist. Hierbei wird beispielsweise analysiert, ob die Zielgruppe klar definiert ist und ob die notwendigen behördlichen Genehmigungen vorhanden sind.
- Marktanalyse: Die Marktchancen des geplanten Vorhabens werden anhand einer detaillierten Marktanalyse bewertet. Hierbei wird unter anderem geprüft, ob es ausreichend Nachfrage nach den geplanten Produkten oder Dienstleistungen gibt, wer die Konkurrenten auf dem Markt sind und welche Chancen und Risiken sich aus der Marktsituation ergeben.
- Finanzplanung: Die Tragfähigkeit des Vorhabens wird auch anhand der Finanzplanung überprüft. Hierbei wird insbesondere analysiert, ob die geplante Finanzierung ausreichend ist und ob das Vorhaben langfristig rentabel sein kann.
- Persönliche Eignung: Auch die persönliche Eignung der Existenzgründer kann bei der Prüfung der Tragfähigkeit eine Rolle spielen. Hierbei wird zum Beispiel geprüft, ob die erforderlichen fachlichen und persönlichen Kompetenzen vorhanden sind.
Die Tragfähigkeitsbescheinigung ist negativ: Was tun?
Nicht immer fällt die Prüfung der Tragfähigkeit positiv aus. Grobe Mängel im Businessplan können beispielsweise zu einem negativen Bescheid führen. Dies bedeutet, dass das Vorhaben, für das die Bescheinigung ausgestellt werden sollte, nicht realisierbar ist oder nicht den erforderlichen Standards entspricht. Hier müssen Gründer jedoch noch nicht den Kopf in den Sand stecken und ihr Vorhaben auf Eis legen. Immerhin können unterschiedliche Möglichkeiten in Betracht gezogen werden, um doch noch einen positiven Bescheid zu erhalten.
Zunächst sollten Gründer mit dem ausstellenden Gutachter oder der jeweiligen Behörde sprechen, um mehr Informationen zu erhalten und mögliche Lösungen zu diskutieren.
Möglicherweise gibt es Lücken oder Fehler im Businessplan. In diesen Fällen kann es sinnvoll sein, den Businessplan zu überarbeiten und gegebenenfalls zu optimieren.
Es ist wichtig zu beachten, dass eine negative Tragfähigkeitsbescheinigung nicht das endgültige Aus für die Unternehmensgründung bedeuten muss. Es kann Wege geben, um das Vorhaben trotzdem zu realisieren oder alternative Lösungen zu finden.
Eine Tragfähigkeitsbescheinigung müssen übrigens auch Existenzgründer einholen, die den Gründungszuschuss aus ALG 1 beantragen wollen.
Service-Tipp: In beiden Fällen können wir Ihnen helfen. Das Gründerzentrum von „Deutschland startet“ ist als fachkundige Stelle anerkannt. Die Ausstellung einer Tragfähigkeitsbescheinigung ist bei uns auch kurzfristig möglich. Zudem helfen wir bei der Businessplan-Erstellung sowie bei anderen Fragen rund um das Thema Existenzgründung. Nehmen Sie noch heute Kontakt zu uns auf.
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