Der eigene Laden ist für viele ein Traum: Der persönliche Kontakt zu den Kunden und die Freiheit zur Gestaltung des Lokals nach den eigenen Vorstellungen stehen dabei ganz oben auf der Wunschliste. Der Einzelhandel belebt unsere Städte und bewahrt die Kommunikationskultur. Anders als beim Onlineshopping gilt hier immer noch „Der Kunde ist König“.
Doch wer sich im Einzelhandel selbstständig machen möchte, muss sich gut vorbereiten. Der Markt befindet sich im Wandel und es gilt, viele Herausforderungen zu meistern. Kreativität bei den Lösungen ist gefragt und ein starker Wille, am Markt zu bestehen. Ob Modeboutique, Fachhandel oder Feinkost – Um langfristig erfolgreich zu sein, muss der Unternehmensgründer sich gut vorbereiten und entsprechende Maßnahmen zur Risikovermeidung ergreifen.
Idealerweise bringt man als angehender Ladeninhaber bereits Erfahrung aus dem Bereich Einzelhandel mit. Eine abgeschlossene Ausbildung als Einzelhandelskauffrau oder in einem vergleichbaren Berufsbild ist von Vorteil. Aber auch Quereinsteiger, die sich intensiv einarbeiten, können hier eine Existenzgründung wagen. Möchte man einen Laden gründen, ohne Produktexpertise vorzuweisen, muss man sicherstellen, das mangelnde Wissen durch entsprechend qualifizierte Mitarbeiter ausgleichen zu können.
Da eine Selbstständigkeit im Einzelhandel stets mit vergleichsweise hohen Gründungs- und Fixkosten verbunden ist, ist eine solide Finanzplanung unumgänglich. Die Finanzierung der Ladeneinrichtung, anfängliche Renovierungs- und Marketingkosten, laufende Kosten für Personal und Versicherungen wollen gezahlt werden und übersteigen oft die Eigenmittel der Gründer. Daher ist die Aufnahme von Fremdkapital bei einer Unternehmensgründung im Einzelhandel gängige Praxis. Um Geld von einer Bank oder anderen Kapitalgebern wie z. B. Venture Capital-Gebern einzuwerben, ist ein professioneller Businessplan mit Finanzteil Voraussetzung.
Nachfolgend wird anhand der einzelnen Kapitel eines Businessplans gezeigt, weshalb die Geschäftsplan-Erstellung besonders im Einzelhandel von hoher Relevanz ist.
Weshalb ist die Erstellung eines Businessplans gerade für die Gründung im Einzelhandel so wichtig?
A. Unternehmensführung
Zunächst sollte man sich fragen, weshalb man einen eigenen Laden eröffnen möchte und welche Stärken wie Schwächen es gibt. Was ist die persönliche Motivation? Woher stammt die Geschäftsidee? Welche Ressourcen und Kompetenzen bringe ich als Unternehmensgründer mit? Wo habe ich Defizite an Wissen und Know-how? Wie kann ich diese ausgleichen? Möchte ich selbst im Laden stehen oder möchte ich Leute anstellen, die dies tun? In der Regel stehen die Ladenbesitzer gerade in der Anfangszeit selbst hinter der Kasse. Hier sind Kundenorientierung, Beratungs- und Vertriebsstärke gefragt.
B. Produkt/Kundenangebot
Dann stellt sich die Frage nach dem richtigen Produktsortiment. Es gilt, den richtigen Grad an Sortimentsbreite und -tiefe zu finden. Ein Laden wird kaum erfolgreich sein, wenn er nur ein einziges Produkt verkauft. Gerade aufgrund der großen Auswahl im Onlinehandel, ist eine gewisse Auswahl unerlässlich. Ist das Ladenangebot zu groß, verliert der Kunde den Überblick und kann nicht identifizieren, wofür der Laden steht. Dies schwächt die Positionierung des eigenen Ladens und drückt den Bekanntheitsgrad.
Ein gut zusammengestelltes Ladensortiment zeichnet sich durch ein einheitliches Gesamtbild bei zeitgleicher Auswahl aus. Die Produkte müssen zusammenpassen und ein einheitliches Sortiment bilden.
Eine Hilfestellung ist, das Ladenangebot in nur einem Satz zu formulieren. Gelingt dies nicht, ist das Angebot zu diffus und sollte überarbeitet werden. Beispiel für einen Fahrradladen: „Wir bieten alles rund ums Fahrrad an.“ Die Kunden haben eine genaue Vorstellung von dem, was man im Laden findet.
C. Markt & Wettbewerb
Die Markt- und Wettbewerbsanalyse ist das Herzstück des Businessplans für den Einzelhandel. Sie ist für jede Unternehmensneugründung von Relevanz, doch im Einzelhandel nimmt sie einen besonderen Stellenwert ein. Sie unterscheidet sich im Einzelhandel stark von anderen Branchen:
Im Onlinehandel ist es ein Problem, wenn ein anderer Onlineshop exakt dieselbe Ware anbietet. Im Einzelhandel muss das nicht der Fall sein – sofern der Konkurrenzladen nicht im eigenen Einzugsgebiet liegt. Bietet ein Laden hingegen dasselbe Angebot wie ein Onlineshop, bedeutet das für den Onlineshop in der Regel keine relevante Konkurrenz, da das Einzugsgebiet des Ladens vergleichsweise klein ist. Andersrum ist der Onlineshop für den Laden durchaus relevante Konkurrenz.
Konkurrenz kann also auf verschiedenen Ebenen (online vs. stationär) oder auf derselben Ebene stattfinden (stationär vs. stationär). Für Letzteres lautet das Stichwort Standortanalyse.
Bei der Standortanalyse sind in Bezug auf den Wunschstandort viele Fragen zu klären. Wie ist die Passantenfrequenz? Wie ist die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz? Wie ist die Parkplatzsituation? Wie ist die Bevölkerungszusammensetzung des Stadtteils? Wie ist der Ruf der Gegend bzw. die Reputation? Welche Läden und Einrichtungen befinden sich rund um den Laden? Gibt es Störfaktoren? Diese Fragen werden alle im Rahmen der Businessplan-Erstellung beleuchtet.
D. Kunden & Marketing/Vertrieb
Ob und inwiefern ein Onlineshop oder anderer Laden Konkurrenz für das eigene Vorhaben ist, hängt auch stark von der eigenen Zielgruppe ab. Richtet sich mein orthopädisches Angebot beispielsweise an ältere Leute mit Beratungsbedarf, wird ein Onlineshop für orthopädische Produkte keine Konkurrenz sein. Bei jungen und medienaffinen Sportlern hingegen schon. Es lohnt sich, seine Zielgruppe genau zu kennen und darauf aufbauend Marketingstrategie und Vertriebsstrategie zu wählen.
Bezüglich des eigenen Ladenlokals ist das Hauptanliegen die Sichtbarkeit. Kunden müssen vom Laden erfahren. Marketingmaßnahmen zur Erhöhung der Sichtbarkeit sind ebenso wie Kooperationen mit anderen Läden und Unternehmen gefragt. Fragen Sie sich, an welcher Stelle ihr Angebot das Angebot eines anderen Einzelhändlers ergänzt – ohne in Konkurrenz zu stehen.
Die Gründung eines stationären Einzelhandels bedeutet keineswegs, dass man auf diesen beschränkt ist. Abhängig von der Zielgruppe kann ein Hybridmodell die richtige Wahl sein: Eine Lösung, um den wachsenden Herausforderungen, mit denen sich der stationäre Einzelhandel konfrontiert sieht, gerecht zu werden, ist die Kombination von Einzel- und Onlinehandel. Die Nutzung mehrerer Kanäle im Vertrieb bedeutet jedoch auch höheren Aufwand. Es sollte daher gut abgewägt werden, wie sich das Aufwand-Nutzen-Verhältnis der einzelnen Vertriebskanäle gestaltet.
Organisation & Mitarbeiter
Zu Beginn werden die meisten Ladenbesitzer kaum die Möglichkeit haben, gleich Mitarbeiter für die Übernahme aller Schichten und Hilfsarbeiten einzustellen. Es ist daher üblich, zunächst selbst im Laden zu stehen und das Geschäft zum Laufen zu bringen.
Nachdem man im Kapitel Unternehmensführung bereits die eigenen Stärken und Schwächen identifiziert hat, dient dieses Kapitel der Umsetzungsplanung zum Ausgleich dieser Schwächen und zur Abdeckung aller betriebsrelevanten Bereiche.
An dieser Stelle des Businessplans wird eine realistische Planung der Anstellung verschiedener Mitarbeiter vorgenommen. Vom Einkauf der Ware bis hin zur regelmäßigen Ladenreinigung und steuerlichen Verwaltung müssen alle Bereiche abgedeckt werden. Dabei kann man sich den konkreten Tages- und Wochenablauf vor Augen führen.
Buchhaltung und Steuern sind klassische Themen, die an externe Dienstleister ausgelagert werden können (Service-Tipp: Steuerberater finden). So kann man sein Team erweitern, ohne gleich als Arbeitgeber zu fungieren.
Einzelhändler müssen zunächst einmal eine Gewerbe anmelden. In welcher Rechtsform sie das tun, steht ihnen dabei frei. Viele Einzelhändler agieren als Einzelunternehmer. Unter Umständen ist jedoch eine Eintragung ins Handelsregister und damit der Wandel zu einer OHG sinnvoll. Es ist auch möglich, eine Kapitalgesellschaft, beispielsweise in Form einer UG (haftungsbeschränkt) oder GmbH, zu gründen.
Welche Rechtsform die richtige für einen ist, hängt von vielen Faktoren ab und sollte bei Bedarf mit einem Unternehmens- oder Steuerberater besprochen werden.
Chancen & Risiken
Wie eingangs erwähnt befindet sich der Markt im Wandel. Nicht nur die Angebotsseite, auch die Nachfrageseite ändert sich. Das Einkaufsverhalten der Bevölkerung hat sich bereits drastisch verändert und wird es weiter tun. Diese zukünftigen Entwicklungen zu bedenken ist Teil der Chancen- und Risiken-Betrachtung. Jede Entwicklung stellt eine Chance oder ein Risiko dar. Um diese zu ergreifen bzw. zu vermeiden, sollte man sich frühzeitig Gedanken zu möglichen Strategien machen.
Kapitalbedarf & Finanzplanung
Eine Gründung im Einzelhandel zählt zu einer der kostenintensiveren Gründungen. Der Finanzplan nimmt daher gerade beim Einzelhandel einen besonderen Stellenwert ein.
- Maklerprovision
- Renovierungsarbeiten
- Ladeneinrichtung
- Soft- und Hardware (z. B. Zentralkasse)
- Warenanfangslager
- Personalkosten
- Marketingkosten
Dies sind nur einige der gängigen Kostenpositionen einer Gründung im Einzelhandel. Hinzu kommen weitere Betriebsausgaben sowie die Finanzierung der Anlaufphase. Diese Auflistung zeigt auch schon, weshalb eine solide Finanzplanung im Einzelhandel so wichtig ist. Mittels dieser können Mindestumsätze identifiziert werden, die für eine Kostenneutralität erreicht werden müssten. Diese werden im selben Zug auf ihre Realisierbarkeit geprüft. Geht das Modell nicht auf, bedeutet das nicht, dass eine lukrative Gründung nicht möglich ist: Mit einem Unternehmensberater kann man die Schwachstellen identifizieren und die richtigen Stellschrauben drehen, um letztlich profitabel zu werden.
Fördermittel zur Gründung im Einzelhandel
Die Inanspruchnahme einer professionellen Unternehmensberatung zahlt sich bei einer Gründung im Einzelhandel in jedem Fall aus (Service-Tipp: „Berater/Coach finden„). Diese hilft bei Fördermittel-Anträgen und der Unterlagenerstellung für Darlehen (Gründerkredite) und steigert die Erfolgsaussichten. Auch werden im Verlauf der Businessplanerstellung alle Kapitel durchgesprochen, wobei man wichtige Tipps zum Marketing und der Verbesserung der Wettbewerbsposition erhält. Gemeinsam wird die Sinnhaftigkeit einzelner Vertriebskanäle geprüft und das Geschäftsmodell optimiert.
Dabei ist es möglich, 50 % der Beratungskosten über Förderprogramme erstattet zu bekommen. Bis zu welcher Höhe hängt vom konkreten Förderprogramm ab. Für eine Überprüfung der eigenen Förderbarkeit füllen Sie einfach das Formular zum Fördermittelcheck aus und lassen sich in einem Erstgespräch kostenfrei beraten.
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