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Im Rahmen einer Existenzgründung entsteht oft der Bedarf an Fremdkapital, um das Gründungsvorhaben durch eine externe Finanzierung realisieren zu können. In diesem Zusammenhang sind Förderdarlehen wie z.B. das KfW-StartGeld bei Gründern sehr beliebt, da diese sehr günstige Konditionen wie niedrige Zinssätze und eine tilgungsfreie Zeit ausweisen.
Um das Gründerdarlehen zu beantragen, wird ein bankenfähiger Businessplan benötigt, der das gesamte Geschäftsmodell erläutert und dessen Wirtschaftlichkeit veranschaulicht. Zudem muss ein professioneller Finanzplan eingereicht werden. Dieser beinhaltet unter anderem einen Kapitalbedarfsplan, in dem zusammengetragen wird, wofür das Fremdkapital verwendet werden soll.
Man unterscheidet hier zwischen Investitionen und Betriebsmitteln. Auch wenn Banken die Finanzierung von Investitionen vorziehen, stellen sie für Betriebsmittel, wenn auch begrenzt, ebenfalls Kapital bereit. In diesem Artikel möchten wir erläutern, in welcher Höhe und über welchen Zeitraum Betriebsmittel über ein Gründerdarlehen finanziert werden können.
Investitionen und Betriebsmittel – Definition & Beispiele
Zwischen den Ausgaben für Investitionen und Betriebsmitteln wird seitens der Förderbanken klar unterschieden.
Investitionen dienen der langfristigen Bindung finanzieller Mittel in materiellen oder in immateriellen Vermögensgegenständen. Investitionen sind damit Ausgaben für die Anschaffung von Gütern, die dauerhaft im Unternehmen genutzt werden können.
Als Beispiele für Investitionen gelten:
- Maschinen
- Anlagen
- Werkzeuge
- Fahrzeuge
- Gebäude
- Büroeinrichtung
Betriebsmittel sind hingegen Aufwendungen, die regelmäßig anfallen und denen kein genauer Gegenwert beigemessen werden kann.
Als Beispiele für Betriebsmittel gelten:
- Miete und Kaution für Büro- und Gewerberäume
- Miete und Kaution für ein Warenlager
- Gehälter/Personalkosten
- Ausgaben für Marketing
- Gründungsnebenkosten wie z.B. für die Gründungsberatung
- Anmeldungen und Genehmigungen
- Forschung und Entwicklung
Wie Förderbanken die Finanzierung von Investitionen und Betriebsmitteln betrachten
Banken stellen in der Regel lieber Kapital bereit, um sogenannte Investitionen zu finanzieren. Dies hängt mit der Werthaltigkeit der Anschaffungen zusammen.
Wenn Sie eine Existenzgründung im Handwerk angehen und etwa eine CNC-Fräsmaschine oder eine Drehbank anschaffen möchten, haben diese Maschinen einen bestimmten materiellen Wert. Dieser bietet der Bank eine angemessene Sicherheit. Im schlimmsten Fall, etwa bei einem akuten Liquiditätsengpass, können diese Maschinen wieder verkauft werden, um dem Unternehmen Liquidität zuzuführen.
Ein ähnliches Beispiel ist der selbstständige Physiotherapeut, der das notwendige Equipment für die Einrichtung seiner Praxis benötigt. Die Anschaffungen, die er tätigt, sind werthaltig, während dies für die Mietzahlungen seiner Praxis nicht zutrifft.
Betriebsmittel tragen also nicht unmittelbar zum Wert einer Unternehmensgründung bei. So kann es beispielsweise vorkommen, dass kostspielige Marketingmaßnahmen nicht die erhoffte Wirkung auf die Neukundengewinnung entfalten und entsprechende Umsätze ausbleiben. Ein häufiger Grund hierfür ist übrigens eine mangelhafte Marketingstrategie.
Trotzdem ist es bei Förderbanken üblich, Gründerdarlehen auch für Betriebsmittel zu geben. Hierbei sind jedoch sowohl die Höhe der Finanzierung als auch die Dauer limitiert.
Kapitalbedarfsplan für die Gründerfinanzierung erstellen
Bei der Finanzplan-Erstellung geht es im Wesentlichen um die Darstellung einer Rentabilitätsvorschau, auch Gewinn- und Verlustrechnung genannt. Aus dieser geht der monatliche und jährliche Gewinn eines Unternehmens hervor: Die Umsätze und betrieblichen Kosten werden hier einander gegenübergestellt. Weitere Bestandteile eines bankfähigen Finanzplans sind
- der Cash-Flow- & Liquiditätsplan,
- ein Tilgungsplan,
- Abschreibungstabellen sowie
- der Kapitalbedarfsplan.
In diesem wird aufgelistet, für welchen Verwendungszweck das angefragte Kapital eingesetzt werden soll. An dieser Stelle müssen sich angehende Existenzgründer genau überlegen, wie hoch die Anschaffungskosten für einmalige Investitionen sind und welche Betriebsmittel finanziert werden sollen. Dies gilt z.B. für die folgenden Fragen:
- Wie hoch sind die Personalkosten?
- Welche Kosten entstehen für die Miete oder Pacht eines Lokals, eines Büros oder einer Lagerfläche?
- Welche Marketingausgaben muss man ansetzen?
- Wie hoch sind die laufenden Aufwände für z.B. Softwarelizenzen?
- Fallen Reisekosten an?
Hierbei gilt es unter anderem, ebenfalls die Zahlungsziele der Ausgangsrechnungen an Kunden zu berücksichtigen. So kann es z.B. sein, dass man in der Rentabilitätsvorschau im Monat Januar die ersten Umsätze generiert, diese aber erst im Februar oder März als Zahlung auf das Konto eingehen. Währenddessen müssen jedoch die Büromiete, die Personalkosten, betriebliche Kosten für Software, Internet etc. bezahlt werden. Da die Kosten in dieser Zeit also höher sind als der Zahlungseingang, entsteht eine Lücke, die man mit einer Finanzierung dieser Betriebsmittel schließen kann. Diese Summe ist ebenfalls Bestandteil der Kapitalbedarfsplanung.
Höhe und Dauer der Betriebsmittel-Finanzierung
Nun stellt sich die Frage, in welcher Höhe man Betriebsmittel finanzieren kann. Dies ist in den Gründerkredit-Regularien des KfW-StartGelds klar geregelt. Betriebsmittel können bis zu einer Höhe von 50.000 Euro über den Förderkredit abgebildet werden. Insgesamt ist diese KfW-Finanzierung bis zu einer Höhe von 125.000 Euro gedeckelt, wovon 50.000 Euro für Betriebsmittel und 75.000 Euro für Investitionen eingesetzt werden können.
Zusätzlich gibt es die Besonderheit, dass z.B. die Büromiete oder auch die Personalkosten nur für maximal drei Monate finanziert werden können. Man geht also davon aus, dass das angestellte Personal für 1-3 Monate vorfinanziert werden muss. Dies ist z.B. bei einer Person im Vertrieb oder im Marketing nachvollziehbar, da es einer gewissen Anlaufzeit bedarf, bis durch die Tätigkeiten Umsätze generiert werden können. Auch bei einem Pflegedienst muss die Personalressource erst vorfinanziert werden, bis sie sich durch genügend Patienten selber trägt.
In den meisten Gründungsvorhaben ist die genannte Summe von 50.000 Euro jedoch ausreichend, um die Geschäftsidee zu verwirklichen. Darüber hinausgehende Aufwände für Betriebsmittel sollten durch Eigenkapital abgebildet werden können. Hier lässt sich also die Empfehlung aussprechen, alle Investitionen durch das Förderdarlehen abbilden zu lassen, die Betriebsmittel ggf. nur anteilig. Wenn kein Eigenkapital vorhanden ist, kann z.B. der Mikromezzaninfonds Abhilfe schaffen. Dieser Fonds kann ebenfalls mit einem Businessplan beantragt werden und gilt im Rahmen einer Finanzierung als Eigenkapital.
Fazit: Den Kapitalbedarf vor der Gründung genau kalkulieren
Im Vorfeld einer Existenzgründung ist es wichtig, sich detailliert mit dem bestehenden Kapitalbedarf zu beschäftigen. Dieser muss realistisch sein und darf weder zu hoch noch zu niedrig ausfallen. Insbesondere aus einer professionellen Liquiditätsplanung ergibt sich der initiale Kapitalbedarf zum Beginn der Selbstständigkeit. Hier gilt es darauf zu achten, den Bedarf an externen Geldern in die beiden Kategorien Investitionen und Betriebsmittel zu unterteilen, da Förderbanken diese Unterscheidung ebenfalls vornehmen und die Förderhöhe der Kategorie Betriebsmittel eingeschränkt ist.
Erfahrene Berater einer etablierten Gründungsberatung können Sie bei der Finanzplan-Erstellung und insbesondere bei der Kapitalbedarfsplanung unterstützen. Diese Unterstützung wird staatlich durch das BAFA gefördert (siehe BAFA-Förderung). Füllen Sie hierfür gerne das Formular zur Beratersuche aus und wir bringen Sie für ein kostenloses und unverbindliches Gespräch mit einem Experten in Kontakt.
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