Das Thema Unternehmensnachfolge stellt seit mehreren Jahren eine Herausforderung für den Mittelstand dar. Denn es stehen mehr Unternehmen zum Verkauf als geeignete Nachfolger zur Verfügung, was insbesondere auf die Alterung der Gründergeneration und die geringe Bereitschaft junger Menschen zurückzuführen ist, ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen. Wie aus dem aktuellen Nachfolgemonitor (externer Link zu einem PDF-Dokument) hervorgeht, erschwert der demografische Wandel die Situation weiterhin. Denn immer mehr ältere Firmeninhaber sehen sich dem Bedarf gegenüber, ihre Existenzgründung zu übergeben, während es gleichzeitig zunehmend schwierig ist, einen passenden Nachfolger zu finden – speziell in ländlichen Regionen. Weitere spannende Ergebnisse aus dem Nachfolgemonitor haben wir in folgendem Artikel für Sie zusammengefasst.
Unternehmensnachfolge scheitert häufig an fehlenden Nachfolgern
Die Unternehmensnachfolge, also der Prozess der Übertragung von Eigentum und Leitung eines Unternehmens an einen neuen Inhaber, stellt für viele Unternehmen eine wiederkehrende Herausforderung dar. Hauptsächlich im Mittelstand, wo häufig eine enge Verbindung zwischen Eigentum und Leitung besteht, wird die Geschäftsübergabe zu einer besonders komplexen Aufgabe, da die zu übergebenden Existenzgründungen stark durch die persönliche Identität und Leidenschaft ihrer Eigentümer geprägt sind.
Das Durchschnittsalter der Inhaber, die ihre Betriebe abgeben möchten, ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, was die Suche nach einem passenden Nachfolger immer dringlicher macht. Während das Durchschnittsalter der Übergebenden von 61,5 Jahren auf 63 Jahre angestiegen ist, bleibt das Alter der Übernehmenden mit 38 Jahren konstant. Diese Diskrepanz verdeutlicht die wachsende Herausforderung bei der Unternehmensnachfolge, da immer mehr erfahrene Unternehmer ihre Betriebe abgeben möchten, während gleichzeitig die Zahl der jungen Nachfolger, die bereit sind, eine Unternehmensnachfolge anzutreten, nicht zunimmt.
Erfolgreiche Unternehmensnachfolgen tragen zur wirtschaftlichen Stabilität bei
Schätzungen zufolge werden in den nächsten Jahren jährlich zwischen 38.000 und 100.000 Unternehmen einen Nachfolger suchen. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sichern jedoch rund 34 % der Arbeitsplätze in Deutschland, was die Relevanz der Nachfolgefrage für den Arbeitsmarkt und die wirtschaftliche Stabilität verdeutlicht. Ein Mangel an Nachfolgern könnte daher nicht nur für den Mittelstand selbst, sondern auch für die gesamte Gesellschaft weitreichende Folgen haben, da Arbeitsplätze, Branchenwissen und regionale Wirtschaftsstrukturen gefährdet wären.
Erhebliche Unterschiede in der Unternehmensnachfolge je nach Branche
Die Studie macht zudem klar, dass es Unterschiede in der Unternehmensnachfolge gibt, die stark von der Branche abhängig sind. Beispielsweise kommt es in der IT-Branche häufig zu einer frühzeitigen Übergabe, während viele Unternehmen in der Industrie erst nach dem 70. Lebensjahr an Nachfolger übergeben werden. Das Alter der Nachfolger variiert ebenfalls je nach Sektor: So sind Nachfolger im Bauwesen im Durchschnitt am jüngsten, während in anderen Branchen deutlich ältere Übernehmer zu finden sind.
Trotz dieser Herausforderungen zeigt der Nachfolgemonitor, dass viele Geschäftsübergaben erfolgreich verlaufen und übernommene Unternehmen weiterhin florieren. Etwa 65 % der übergebenen Betriebe erreichen nach der Übernahme ihr ursprüngliches Umsatzniveau oder übertreffen es sogar, unabhängig von der Unternehmensgröße oder der geografischen Lage.
Immer weniger Unternehmensnachfolgen durch Frauen
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass Frauen deutlich seltener einen Betrieb übernehmen als Männer: so sind nur 22 % der Nachfolger weiblich, während Männer mit einem Anteil von 78 % die Geschäftsübernahmen dominieren. Zudem bevorzugen Frauen nach wie vor häufig andere Sektoren für eine Existenzgründung als Männer. Demnach gründen Frauen bevorzugt im Gesundheitssektor oder im Handel. Ihre männlichen Mitstreiter entscheiden sich hingegen weitaus häufiger für Nachfolgen im verarbeitenden Gewerbe oder Baugewerbe.
Interessant ist zudem, dass sich auch regionale Unterschiede feststellen lassen: immerhin liegt der Anteil weiblicher Nachfolgerinnen in Hamburg mit 29 % über dem allgemeinen Durchschnitt. Und auch in den neuen Bundesländern ist die Beteiligung von Frauen an einer Unternehmensnachfolge tendenziell höher als in den alten Bundesländern. Diese Unterschiede könnten auf verschiedene wirtschaftliche Strukturen und eine lokal unterschiedliche Kultur der Nachfolge zurückzuführen sein.
In Zukunft wird es wichtig sein, Frauen verstärkt für das Thema Unternehmensnachfolge zu gewinnen, um den Anteil an Geschäftsübergaben in Deutschland zu erhöhen. Gezielte Förderprogramme, die Förderung durch eine Existenzgründungsberatung und Netzwerke für Frauen sowie eine stärkere Integration weiblicher Talente in technischen und handwerklichen Berufen könnten dazu beitragen.
Wissenswertes über den Nachfolgemonitor
Der Nachfolgemonitor bietet seit 2019 wertvolle Einblicke in das Nachfolgegeschehen in Deutschland und veröffentlicht empirische Erkenntnisse in einem bislang datenschwachen Bereich. Die jährliche Analyse stützt sich auf die Daten der deutschen Bürgschaftsbanken und wird durch Informationen von Creditreform sowie durch Rahmendaten des Statistischen Bundesamtes ergänzt. Diese umfassende Datengrundlage ermöglicht es, Entwicklungen und Strukturen der Unternehmensnachfolge präzise zu erfassen und Hinweise auf Trends und Herausforderungen in der Nachfolgeplanung zu gewinnen. Der Fokus liegt auf den durch Bürgschaftsbanken begleiteten Übernahmen, deren Untersuchung jedoch auch allgemein Aufschluss über die Nachfolgeentwicklung in Deutschland geben kann. Die Ergebnisse liefern wichtige Anhaltspunkte für politische und wirtschaftliche Entscheidungen im Bereich der Unternehmensnachfolge.
Eine Unternehmensnachfolge sicher angehen mit einer Existenzgründungsberatung
Eine Unternehmensnachfolge ist komplex und bringt häufig viele finanzielle, rechtliche und strategische Herausforderungen mit sich. Doch glücklicherweise können sich Gründer durch Experten bei der Übernahme eines Betriebs helfen lassen. Ein Gründungsberater kann nicht nur bei der strategischen Planung des Nachfolgeprozesses helfen, sondern unterstützen auch bei der Identifikation von staatlichen Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten sowie bei der Businessplan-Erstellung.
Lesetipp: Businessplan-Erstellung für die Geschäftsübernahme
Eine Existenzgründungsberatung kann je nach Bundesland durch staatliche Fördermittel finanziell unterstützt werden. Mit unserem kostenfreien Fördermittelcheck können Sie herausfinden, welche staatlichen Förderungen Ihnen zur Verfügung stehen.
Nutzen Sie unsere kostenfreien Gründer- & Unternehmer-Services!
Fördermittel-Check | Berater finden | Geschäftsidee vorstellen | Newsletter (monatlich)