Ein Start-up, welches sich bereits am heimischen Markt bewiesen hat, kommt früher oder später an den Punkt zu expandieren und sich einem größeren Markt zu stellen. Im Fachjargon spricht man hier von Skalierung. Denn nach der erfolgreichen Series-A-Finanzierung ist nun der Zeitpunkt gekommen, in das Wachstum des Unternehmens zu investieren. Hier geht es nun um die große Frage: Kann der Kundenstamm von Einhundert auf Tausend oder vielleicht sogar eine Million gesteigert werden? Dieses komplexe Vorhaben nimmt in der Regel hohe Finanzierungsvolumen in Anspruch. Um hierfür erfolgreich Kapital zu akquirieren, sollten diese Themen im B-Series-Businessplan klar dargestellt werden. Dieser Artikel gibt eine Übersicht über die wichtigsten Schlüsselthemen des B-Series-Businessplans.
Skalierbarkeit ist die Fähigkeit, den Umsatz zu steigern, ohne hohe Investitionen in Produktion, Infrastruktur und Fixkosten zu tätigen.
Was bedeutet Skalierung?
Der Begriff Skalierung leitet sich aus dem lateinischen Wort „scalae“ ab. Dieses bedeutet Leiter, Treppe oder Stufen. Die Skalierung wiederum wird in verschiedensten Fachgebieten für unterschiedliche Sachzusammenhänge genutzt. Während bei geographischen Darstellungen die Skalierung mit den Maßstabsverhältnissen zusammenhängt, wird in der Mathematik im Bereich Statistik von Skalierung gesprochen, wenn es um Eigenschaften von Merkmalen oder Variablen geht. Im unternehmerischen Kontext spricht man im genauen von Skalierbarkeit. Skalierbarkeit bedeutet kurz gesagt die Erweiterbarkeit und Wachstumsfähigkeit eines Geschäftsmodells.
Aber ab wann ist nun ein Geschäftsmodell skalierbar? Wie bereits erwähnt, leitet sich Skalierbarkeit von dem Begriff „Treppe“ ab. Im übertragenen Sinne wird hier der Aufstieg auf die nächsthöhere Ebene gemeint. Also konkret die Expansionsfähigkeit eines Unternehmens. Meist ist mit Expansion die Erschließung neuer (internationaler) Märkte gemeint. Gründer eines Start-ups haben sich mit dem Thema Skalierbarkeit bereits früh auseinandersetzen müssen, da die Eigenschaft der Skalierbarkeit ein Start-up von Kleinunternehmen oder Existenzgründern erst unterscheidet.
Grundsätzlich hängt die Skalierbarkeit eines Geschäftsmodells von fünf Faktoren ab:
- Hohe Expansionsfähigkeit: Was ein Start-up expansionsfähig macht, ist die Tatsache, dass relativ einfach neue Märkte erschlossen werden können, ohne erhebliche Entwicklungsaufwände zu produzieren. Es müssen im besten Fall nur kleine regionale Anpassungen vollzogen werden, wie beispielsweise die Anpassung der Landessprache auf der Produktverpackung oder innerhalb der Dienstleistung.
- Hohe Automatisierung und Standardisierung: Sofern ein Geschäftsmodell beliebig viele Kunden bedienen soll, ist ein enorm hoher Grad an Automatisierung vorausgesetzt. Die Geschäftsabläufe müssen optimiert und für neue Mitarbeiter ebenfalls standardisiert sein, damit ein reibungsloser Geschäftsablauf auch bei starker Expansion gewährleistet ist. Gerade in dieser Phase des Ausbaus wäre es fatal, wenn aufgrund von Einbußen in der Qualität die Kunden abwandern.
- Keine Kapazitätsgrenzen („The sky is the limit“): Das Produkt sollte für sehr viele Personen unabhängig voneinander nutzbar sein. Diese Prämisse setzen digitale Geschäftsmodelle am besten um. Hier geht es im Besonderen um das Thema Qualitätssicherung. Denn, wo ein digitales Produkt beliebig oft verbreitet werden kann, ist beispielsweise ein Alltagsgegenstand an Logistik, Rohstoffe und Zulieferer gebunden. Dazu können auch vor Ort Verkaufsräume nur bedingt hoch frequentiert werden, wobei eine Website beliebig viele Besucher bedient.
- Geringe Kosten produzieren: Dieser Punkt lässt sich wiederum nochmal unterteilen. Auf einer Seite ist es wichtig, die Fixkosten nicht linear mit der Expansion wachsen zu lassen und auf der anderen Seite ist auch ein Auge auf die Anfangsinvestitionen zu legen. Gerade Start-ups mit einem vergleichsweise geringen Anlagevermögen sind in der Lage, ihren Umsatz ohne größere Anfangsinvestitionen zu steigern. Zu den Fixkosten lässt sich zusammenfassend sagen, dass eine skalierbare Geschäftsidee vorliegt, wenn ein geringer Anteil an Fix- und eine hoher Anteil an variablen Kosten vorliegen.
Was ist eine B-Series-Finanzierung?
In der Series-B Finanzierungsrunde geht es gänzlich darum, auf allen Ebenen zu expandieren. Daher werden hier hohe Summen aufgerufen. Die durchschnittlichen Finanzierungssummen liegen zwischen sieben bis zehn Millionen Euro. Start-ups fahren meist diese Investmentsummen ab einer Unternehmensbewertung von 30 bis 60 Millionen Euro ein. Selbstverständlich können auch bedeutend höhere Finanzierungsvolumen angefragt werden, hier wird sich auf den Durchschnitt bezogen. Die B-Series-Finanzierung wird in der Regel von Venture Capital-Fonds getätigt. In den meisten Fällen sind hier die Investoren der vorherigen Finanzierungsrunden mit von der Partie. Der Investorenkreis wird in dieser Phase meist um „Late-Stage“-Venture-Capital-Fonds erweitert.
Ziele der B-Series-Finanzierung
Mit dem Geld der B-Series-Finanzierung sollen insbesondere die Expansionskosten getragen werden. Zu diesen zählen die Kosten zur Erweiterung des Kundenstamms und des Mitarbeiterstabs sowie der Erschließung neuer Standorte oder Märkte. Gerade in dieser Phase im Aufbau eines Start-ups ist es notwendig exzellente Talente als Mitarbeiter zu akquirieren. Um die Vielfalt an anspruchsvollen Rollen in der Expansionsphase des Unternehmens bestmöglich umsetzen zu können. Spätestens hier müssen Gründerteams Aufgaben an Unterabteilungen abgeben, um handlungsfähig zu bleiben.
Der perfekte Businessplan für die B-Series-Finanzierung
In dieser Phase des Unternehmensausbaus wird von den Finanzmittelgebern eine Darlegung der aktuellen Unternehmenskennzahlen und einer expliziten Expansionsplanung gefordert. Daher wird hier weniger auf die Darlegung des (bereits bekannten) Geschäftsmodells gelegt, sondern auf die Faktoren, welche es skalierbar machen. In diesem Fall lohnt es sich, eine detailreiche Expansionsplanung in Form einer Roadmap und Meilensteinplanung zu erarbeiten. Existenzgründer sollten sich hier beispielsweise fragen: Wann sollen welche Arbeiten abgeschlossen sein? Welche Aufgaben blockieren die Erreichung der Wachstumsziele?
Grundlegend sollte der schriftliche Teil des Businessplans folgende Kapitel beinhalten:
- Executive Summary als Einleitung: Die Executive Summary ist die Einleitung für den Businessplan und fasst das unternehmerische Vorhaben mit den wichtigsten Fakten auf maximal zwei Seiten zusammen. Damit auch ein fachfremder Dritter das Geschäftskonzept versteht, sollte die Sprache dabei relativ einfach gehalten werden. Fokus liegt hier auf der Expansionsplanung, aktuellen Umsatzzahlen und Finanzierungsbedarf.
- Geschäftsidee (Produkt bzw. Dienstleistung): Die Geschäftsidee legt den Grundstein für die Existenzgründung, ist aber bereits altbekannt, sollte bereits die B-Series-Finanzierung anstehen. Daher kann hier zwar auf die Geschäftsidee eingegangen werden, doch sollte hier im Besonderen die Weiterentwicklung des Produkts und/oder die Expansionsplanung mit, für die Internationalisierung des Produkts essentiell, Anpassungen des Produkts an landestypische Maßgaben und Präferenzen eingegangen werden.
- Gründerprofil: Das Gründerprofil gibt Auskunft darüber, inwiefern das Gründerteam für die Expansionsphase des Unternehmens geeignet ist. Inhalt von diesem sind auch Stärken und Schwächen. Besonders die fehlenden Kompetenzen und die Planung der Füllung der Kompetenzlücken stehen hier im Vordergrund. Dies wird nun detailliert ausformuliert. Qualifikationen und Fachkenntnisse sind (bei neuen Investoren) im Anhang des Businessplans beizuliefern.
- Markt und Wettbewerb: Gerade bei der Expansion eines Start-ups muss der Markt mit seinen Bedingungen und Wettbewerbern genau beobachtet werden. Dazu wird eine Marktanalyse in den Bereichen Kunden, Konkurrenz und Standort in regelmäßigen Abständen durchgeführt. Hier gilt es herauszuarbeiten, welche neuen Märkte und Standorte erschlossen werden sollen. Markeintrittsbarrieren sollten hier insbesondere beleuchtet werden. Dazu sind die Handlungen zur Überwindung der Markteintrittsbarrieren folgend zu erläutern. Auf Basis dieser Marktdaten wird im nächsten Schritt die Marketingstrategie dargelegt.
- Marketing: In diesem Businessplan-Abschnitt wird die Marketingstrategie mit Hilfe des Marketing-Mix dargestellt. Die Marketingstrategie beschreibt, wie die geplanten Unternehmensziele erreicht werden sollen. Hervorzuheben sind die Eigenheiten der internationalen Unterschiede der anzusteuernden Märkte. Sollte keine Internationalisierung sondern eine Erweiterung der nationalen Zielmärkte geplant sein, dann sollte in diesem Kapitel gesondert auf die Erschließungsstrategie und Anpassung der Marketingmaßnahmen eingegangen werden.
- Unternehmensorganisation: Wenn ein B-Series-Geschäftsplan erstellt werden soll, darf der Bereich Unternehmensorganisation nicht fehlen. Dieser regelt die Abläufe und Zuständigkeiten im Unternehmen und gibt einen Einblick darüber, wie das Unternehmen geführt werden soll. Da die Unternehmensgründung zu diesem Zeitpunkt wächst, sind spätestens jetzt Management Ebenen aufzubauen. Hier liegt der Fokus darauf die Wachsenden Anforderungen an das Unternehmen auffangen zu können und fachkompetente Mitarbeiter vorweisen zu können.
- Rechtsform: Die Wahl der Rechtsform ist abhängig vom zugrundeliegenden Geschäftsmodell. Doch da nun die Expansion des Start-ups ansteht, sollte nochmals genau betrachtet werden, ob die aktuelle Rechtsform noch ausreicht oder ob nicht sogar eine „Holding-Struktur“ sinnvoll wäre. Dieser Schritt sollte mit einer Steuerberatung, einer Unternehmensberatung und Anwälten besprochen werden.
- Chancen und Risiken: Hier wird ein Ausblick darüber gegeben, wie sich das Unternehmen zukünftig entwickeln kann. Dafür werden die drei größten Chancen, aber auch die drei größten Risiken, die sich im Zuge der Unternehmensentwicklung ergeben bzw. eintreten können, dargestellt. Natürlich sollten hier auch Handlungen zur Minderung der Risiken erörtert werden.
Mit einer Existenzgründungsberatung in die nächste Finanzierungsrunde
Da es sich in der B-Series-Finanzierungsrunde um große Investmentrahmen handelt, gilt hier eine hochprofessionelle Expansionsplanung als Grundpfeiler. Bei Finanzierungsvolumen von vielen Millionen Euro sollte stets die Zusammenarbeit mit einem Berater im Rahmen einer zertifizierten Existenzgründungsberatung erfolgen (Service-Tipp: Beratersuche). In dieser Phase des Unternehmenswachstums ist die detaillierte Analyse des Status quo und die zielgerichtete Zukunftsplanung für ein Unternehmen überlebenswichtig. Je nachdem können für die Beratung auch Fördermittel beantragt werden, welche mit unserem Fördermittelcheck ermittelt werden können.
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