Neue Prozesse und Produkte werden in immer kürzeren Zeiträumen entwickelt und anschließend auf den Markt gebracht. Je schneller ein Unternehmensfortschritt geplant ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Fehler auftreten. Dies kann nicht nur die Produktqualität beeinflussen, sondern z. B. auch interne Prozesse, Projektmanagement oder Entscheidungsfindungen mit mangelnder Vorbereitung und Datenaufbereitung. Es kann Fehler geben, die zwar mit einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit auftreten, aber dennoch kaum Folgen für den Anwender haben.
Ein Beispiel aus der Realität: Kann ein elektrisches Blutdruckmessgerät den Blutdruck nicht korrekt erfassen (Fehler), so pumpt es die Armschleife erneut auf, um richtige Werte aufnehmen zu können (Vermeidungsmaßnahme). Eine mögliche Ursache liegt beim Anwender, welcher sich die Armschleife meist selbst umbindet und es vielleicht nicht fest genug umgebunden hat. Das kann mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auftreten, hat aber vernachlässigbare Folgen beim Benutzer.
FMEA zur rechtzeitigen Erkennung und Vermeidung von Fehlern
Zur Erfassung und Minimierung von möglichen Risiken ist ein sehr häufig verwendetes Werkzeug, die Fehlermöglichkeit- und Einflussanalyse (FMEA). Die FMEA hat mehrere Ziele:
- kosteneffiziente Verbesserungsmöglichkeiten für den Entwurf einer Einheit oder eines Prozesses durch frühzeitige Beeinflussung in der Entwicklung
- Produkt- bzw. Prozessoptimierung durch frühzeitige Erkennung und Vermeidung von Fehlern
- Identifizieren von Risiken in Bezug auf das Nichterfüllen von Anforderungen (z. B. Sicherheit)
- Einhaltung rechtlicher und unternehmerischer Auflagen durch Rückverfolgbarkeit und Nachweis, dass die Risiken bearbeitet und akzeptiert wurden
Es werden Fehlerfunktionen analysiert, die sich als Fehler, Fehlerfolgen und Fehlerursachen zusammensetzen. Im Anschluss können Auswirkungen, Vermeidungs- und Entdeckungsmaßnahmen der jeweiligen Fehler abgeleitet werden. Ein weiterer Baustein der FMEA ist die Risikobewertung. Sie dient zur Häufigkeits- und Wahrscheinlichkeitsabschätzung des auftretenden Fehlers, ob diese vom Kunden wahrgenommen und vor Auslieferung festgestellt werden kann. FMEA finden in vielen Bereichen Anwendung. Diese sind beispielsweise in der Entwicklung, Konstruktion, Fertigung, im Qualitätsmanagement, Einkauf und Vertrieb. Dennoch kann das Prinzip der FMEA auf alle Unternehmensbereiche ausgedehnt werden und ist sinnvoll für eine strukturierte und objektive Vorgehensweise.
FMEA bei der Businessplan-Erstellung
Sobald Entrepreneure ihre Produktidee oder ihr Dienstleistungsangebot erarbeitet haben, benötigen sie meist Kapital für die Umsetzung und die Etablierung am Markt. Dafür muss ein Businessplan erstellt werden. Dabei ist eines der Inhalte in einem solchen Geschäftsplan die Finanzplanung für mindestens die nächsten drei Jahre. Auf diesen Teil schauen beispielsweise Förderbanken und Investoren ganz genau. Ist die Finanzplanung als Ganzes plausibel? Ist die Mitarbeiteranzahl realistisch und hierbei ein Wachstum im Laufe der Jahre zu erkennen? Ist die Umsatzberechnung in Bezug auf die Marktlage plausibel? Sind alle entstehenden Kosten berücksichtigt, um die Inhalte des erstellten Businessplans umzusetzen? Wurden finanzielle Puffer eingerichtet, um unerwartete Ereignisse aufgrund von aufgetretenen Risiken abdämpfen zu können?
Wenn Existenzgründer beispielsweise ihre Finanzplanung selbst anfertigen, werden finanzielle Puffer häufig stark vernachlässigt. Aber auch die Konsequenzen der Kosten aufgrund von Fehlern wird deutlich unterschätzt. Wenn ein Produkt- oder Softwarefehler schon frühzeitig während der Entwicklung entdeckt wird, sind die Kosten der Auswirkung umso geringer. Je später ein Fehler im Laufe des Produktzyklus behoben werden muss, desto schwieriger ist es, Vermeidungsmaßnahmen umzusetzen und desto teurer wird die Fehlerbehebung. Rückrufaktionen sind der letzte Weg und deuten auf unzureichende Fehlervorbeugungsmaßnahmen hin.
Analyse der möglichen Fehler, Folgen und Ursachen am Untersuchungsobjekt
Zu Beginn muss der Ersteller einer FMEA das System oder die Funktion beschrieben, die im weiteren Verlauf analysiert werden soll. Anschließend hilft die Beantwortung folgender Fragen:
- Wo könnte ein Fehler entstehen?
- Wie würde der Fehler bemerkbar sein bzw. wie tritt er auf?
- Was für eine Fehlerfolge könnte dadurch entstehen?
- Warum kann der Fehler bzw. die Fehlerfolge auftreten
Es sollten alle möglichen Fehlerursachen kurz und vollständig dokumentiert werden. Hilfreich ist die Dokumentation dieser Punkte in einer Liste.
Die Bewertung über die Bedeutung des möglichen Fehlers ist aus Sicht des Nutzers oder Mitarbeiters zu treffen und bezieht sich auf jede Fehlerursache. Die Skala geht hier von 1 (keine wahrnehmbare Auswirkung) bis 10 (äußerst schwerwiegend).
Fehler entdecken und vermeiden
Beim Auftreten ist geht die Skala von 1 bis 10. Dabei bedeutet die 1, dass ein Fehler durch die Vermeidungsmaßnamen effektiv eliminiert sind. Bei einem Wert von 10 ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens extrem hoch und kann nicht durch Vermeidungsmaßnahmen vermindert werden, oder es wurden keine vorgesehen.
Mit der Entdeckung wird die Wirksamkeit der Entdeckungsmaßnahmen bewertet. Die Skala geht von 1 bis 10, wobei 1 eine sehr hohe Entdeckungsfähigkeit darstellt und 10 sehr niedrig, sodass noch kein Prüfverfahren bzw. keine Methode entwickelt wurde.
Abschließend werden die Einzelbewertungen als Produkt in der Risikoprioritätszahl (RPZ) zusammengefasst und dienen als subjektive Risiko-Rangfolge. Eine RPZ (externer Link) zwischen 1-125 deutet auf ein geringes, 126-250 auf ein mittel hohes und 251-1000 auf ein hohes Risiko hin. Die RPZ allein ist hingegen nicht geeignet, um Risikopotentiale zu beurteilen.
Nachdem Maßnahmen zur Vermeidung und Entdeckung von Fehlern getroffen wurden, sind diese im Nachgang zu prüfen. Das erfolgt unter Berücksichtigung von selbst definierten Kontrollmaßnahmen, Zuständigkeit und Zieltermin sowie die neue Durchführung der Bewertungen für Bedeutung, Auftreten, Entdeckung und die Risikoprioritätszahl.
Fazit:
Risiken können nie ganz ausgeschlossen werden. Das Übersehen von Fehlermöglichkeiten kann große Auswirkungen haben. Das betrifft nicht nur die Produktentwicklung, sondern auch z .B. die Finanzplanung für mindestens drei Jahre, die Projektplanung, bis wann etwas erledigt sein soll, oder Gefahren durch die Konkurrenz auf Grundlage einer Zielmarktanalyse. Bei der Gestaltung einer Geschäftsidee müssen Gründer bereits im Vorfeld die Risiken ihres Unternehmens bzw. Geschäftsfeldes kennen. Voraussetzung bei der Erstellung eines Businessplans ist das Wissen über die unternehmerischen Stärken und Chancen, aber auch Schwächen und Risiken. Deshalb ist es besonders wichtig, Vermeidungsmaßnahmen zu integrieren, welche die Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkungen von Risiken verringern.
Möchten Sie bei der Geschäftsmodell-Entwicklung Fehler vermeiden und Risiken minimieren? Nehmen Sie hierfür gerne stattlich geförderte Gründungsberater in Anspruch, die wir über die Beratersuche vermitteln können.
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