Obwohl hierzulande immer mehr Unternehmen zur Übernahme bereitstehen, möchten nur wenige Menschen eine Existenzgründung übernehmen. Wesentliche Gründe hierfür sind die Corona-Pandemie sowie der anhaltende Krieg in der Ukraine, deren Auswirkungen auch den betrieblichen Alltag negativ bestimmen. Dies ist das Ergebnis des aktuellen DIHK-Reports Unternehmensnachfolge.
Corona-Pandemie dämpft Interesse am Thema Unternehmensnachfolge
Die Corona-Krise hat deutliche Spuren in der Wirtschaft hinterlassen. Auch die Unternehmensnachfolge ist davon betroffen. Demnach informierten sich 2020 nur noch halb so viele Gründer bei den IHK, die eine Übernahme anstrebten, als im Vorjahr 2019. Denn während dies im Jahr 2019 noch rund 4.300 Personen waren, zählten die Industie- und Handelskammern im Jahr 2021 nur rund 2.100 Interessenten.
Ein besonders starker Interessenrückgang konnte bei den von den Lockdowns betroffenen Branchen Handel und Gastronomie sowie bei kleinen Dienstleistungsunternehmen festgestellt werden. Zwar nicht ganz so stark wie bei den Interessenten, aber dennoch deutlich ist die Zahl der beratenen Senior-Inhaber gesunken, die Ausschau nach einem Nachfolger halten – und zwar um 16 % auf 6.021 Beratungen. Zum Vergleich: 2019 waren dies noch 7.227.
Vergleicht man Nachfolger und Inhaber miteinander, so lässt sich sagen, dass mittlerweile fast dreimal so viele Alt-Inhaber auf Nachfolgersuche sind wie Personen, die eine Unternehmensübernahme anstreben.
Ein Grund für den Rückgang bei beiden Parteien sind für die IHK-Berater insbesondere die gestiegenen Unsicherheiten beim Thema Unternehmertum. Denn viele Unternehmer hatten im Zuge der Herausforderungen während der Pandemie um die Existenz ihres Betriebes gekämpft und mussten deshalb ihre Nachfolgesuche auf Eis legen.
Gleichzeitig erhielten gut ausgebildete Nachfolgeinteressenten aufgrund des zunehmenden Fachkräftemangels attraktive Angebote für abhängige Beschäftigungsverhältnisse und entschieden sich daher eher oft gegen eine Unternehmensübernahme.
Unternehmer müssen aktuell viele Probleme meistern
Die aktuelle Lage durch die Corona-Pandemie sowie die Auswirkungen durch den andauernden Ukraine-Krieg wie gestiegene Gas- und Strompreise sorgen zudem für ein sinkendes Interesse an einer Unternehmensübernahme, insbesondere bei jungen Menschen.
Weitere Regulierungen wie beispielsweise das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (externer Link), die EU-Taxonomie, OECD-Projekte und EU-Richtlinien zum internationalen Steuersystem schrecken zudem potenzielle Unternehmensnachfolger ab.
Nachfolger und Chefs kommen beim Preis auf keinen grünen Zweig
Auch veröffentlichte die Studie Informationen zu den persönlichen Hürden von Senior-Inhaber sowie Nachfolgeinteressenten. So fand die Studie beispielsweise heraus, dass 43 % der Alt-Inhaber sich zum Zeitpunkt der IHK-Beratung nicht rechtzeitig auf die Unternehmensnachfolge vorbereitet hatten. Denn viele schieben die emotional herausfordernde und steuerlich-rechtlich komplizierte Aufgabe, das Unternehmen in fremde Hände zu geben, auf die „lange Bank“.
Zudem haben 36 % der Senior-Unternehmer Schwierigkeiten, von ihrem Lebenswerk emotional loszulassen. Dies ist ein möglicher Grund, warum 39 % der Alt-Inhaber zu Beginn der Verhandlungen laut IHK-Erfahrungen einen überhöhten Kaufpreis fordern. Dieser kommt zustande, da die über die Jahre geleistete eigene Arbeit und der persönliche Einsatz mit einberechnet wird. Existenzgründer, die auf der Suche nach einem Betrieb zur Übernahme sind, haben dagegen mit große finanzielle Problemen zu kämpfen, denn rund 39 % haben Schwierigkeiten, die Geschäftsübernahme zu finanzieren.
(Lesetipp: Bewertung und Kauf durch den Nachfolger).
Die Folgen einer nicht rechtzeitigen Vorbereitung der Unternehmensnachfolge können weitreichend sein. IHKs berichten, dass viele Senior-Unternehmer das Thema Unternehmensnachfolge aufschieben, wenn die eigenen Kinder den elterlichen Betrieb nicht fortführen wollen.
Die Suche nach einem externen Nachfolger wird dann häufig nicht gründlich angegangen. So können Investitions-, Innovations- und Digitalisierungserfordernisse sowie die Erschließung neuer Geschäftsfelder aus dem Fokus geraten. Die Folgen sind, sinkende Übergabefähigkeit und Attraktivität für potenzielle Nachfolger.
DIHK-Präsident Peter Adrian sieht Politik in der Pflicht
DIHK-Präsident Peter Adrian fordert die Politik zum Handeln auf: „Die Politik muss dringend gegensteuern und darf den Mittelstand jetzt nicht noch mit weiteren Richtlinien, Gesetzen und Vorschriften belasten“, so Adrian. „Je leichter es Nachfolgerinnen und Nachfolgern gemacht wird, ein Unternehmen zu führen, desto leichter lassen sich geeignete Führungskräfte für die Nachfolge finden.“
Darüber hinaus, fordert Adrian, sollten die im Koalitionsvertrag vereinbarten entlastenden Maßnahmen schnell umgesetzt werden. So soll beispielsweise die Durchführung einer Existenzgründung administrativ und rechtlich innerhalb von 24 Stunden möglich sein.
Von Vorteil ist es, wenn sich Gründer und Alt-Inhaber beim Thema Unternehmensnachfolge Hilfe in Form einer Existenzgründungsberatung ins Boot holen. Denn ein Berater kann Nachfolgern helfen, die passenden Fördermittel zu beantragen. Auch kann ein Gründungsberater Senior-Chefs bei der Unternehmenspreis-Bestimmung unterstützen. Eine solche Beratung wird vom Staat bezuschusst. Welche Fördermittel hier passend sind, erfahren Sie in unserem kostenfreien Fördercheck.
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