Eine Existenzgründung starten und sein eigener Chef sein: Von dieser Vorstellung träumen viele Menschen. Die Mehrzahl der Gründer findet sich zunächst in einem Anstellungsverhältnis wieder. Zunächst gilt es Berufserfahrung zu sammeln und Eigenkapital aufzubauen. Manche wissen zum Zeitpunkt der Berufsaufnahme noch gar nicht, dass sie sich irgendwann selbstständig machen werden. Doch mit der geeigneten Geschäftsidee zieht es die Leute dann raus aus dem Anstellungsverhältnis. Die Sehnsucht nach Selbstverwirklichung, der Realisierung seines Vorhabens und die Umsetzung eigener Vorstellungen von Arbeitsweisen führt dann zwangsläufig zur Kündigung und damit zur Aufgabe des Anstellungsverhältnisses.
Natürlich gibt es auch Existenzgründer, die ihr Unternehmen im Nebenerwerb führen. Doch wer sein Unternehmen wirklich groß machen möchte, der braucht seine volle Energie und Kreativität für dieses Vorhaben. Eine hauptberufliche Selbstständigkeit ist jedoch mit vielen Risiken verbunden. Der Zeitpunkt der Kündigung sollte daher gut überlegt sein.
Gründe für eine Kündigung
Für die Kündigung anderweitiger Anstellungsverhältnisse und Verpflichtungen spricht zunächst der Faktor Zeit. Insbesondere Solo-Selbstständige und Jungunternehmer verfügen in der Regel nicht über die personellen Ressourcen, Aufgaben an Mitarbeiter auszulagern. Zunächst kämpft man allein (oder mit seinen Mitgründern) und dies bedeutet, die Ressource Zeit ist stark limitiert.
Wer seiner Unternehmensgründung nur einen Tag die Woche widmet, der wird sich auch mit einer vier- bis fünfmal langsameren Unternehmensentwicklung als bei einer Gründung im Haupterwerb zufrieden geben müssen. Im schlimmsten Fall nimmt das Unternehmen gar nicht erst Fahrt auf und der Stein kommt nicht ins Rollen. Dann tritt man als Unternehmer auf der Stelle und ist schnell frustriert.
Wer in Vollzeit seine Geschäftsidee vorantreibt, der spricht mehr über sein Geschäft, knüpft sinnvolle Verbindungen und lernt in rasantem Tempo. Doch der Preis ist hoch.
Gründe für ein paralleles Anstellungsverhältnis
Wer im Nebenerwerb gründet, ist finanziell abgesichert und hat somit weniger Stress bzw. Leistungsdruck beim Wachstum seines Unternehmens. Dies kann positiv sein. Gleichermaßen gibt es Entrepreneure, die diesen Druck als förderlich sehen, da sie hierdurch einen zusätzlichen Motivationsschub erhalten.
Mit dem Wegfall des Anstellungsverhältnisses entfällt nicht nur das Einkommen in Form von Gehalt, es kommen auch zusätzliche Kosten auf einen hinzu: Zum Beispiel für die Krankenversicherung, um welche man sich fortan selber kümmern muss. Eine Gründung im Haupterwerb stellt finanziell also eine Art Doppelbelastung dar.
Auch kann es schwer sein, sich immer wieder aufs Neue zu motivieren. Während einem der Vorgesetzte klare Fristen und Aufgaben zuteilt, verlieren manche Gründer sich in den Freiheiten einer Selbstständigkeit.
Wann der richtige Zeitpunkt zum Kündigen ist
Gründer, die den Sprung gewagt haben, sagen: Es gibt nicht keinen richtigen Zeitpunkt für eine Kündigung. Dennoch lautet die Empfehlung, sich gut zu überlegen, was für oder gegen einen gewissen Kündigungszeitpunkt spricht.
Gründerpersönlichkeit überprüfen
Bevor man sein Anstellungsverhältnis gänzlich aufgibt, sollte man überprüfen, ob man auch für das Gründen geschaffen ist. Glaubt man fest an seine Geschäftsidee? Ist man risikobereit? Kann man gut mit Krisen umgehen? Ist man entscheidungsfreudig? Kann man auch mit unsteten Phasen leben? Reicht die Eigenmotivation?
Diese Fragen sollten sich Angestellte vor der Kündigung überlegen und ihre Persönlichkeit gegebenenfalls auf den Prüfstand stellen.
Geschäftsidee auf Reife prüfen
Nicht nur die eigene Reife sollte hinterfragt werden. Die Idee ist das wichtigste Kriterium bei der Frage nach der Kündigung. Und hier tatsächlich nicht die Idee an sich, sondern wie weit diese ausgereift ist. Steckt die Idee noch in den Kinderschuhen und braucht es eine lange Entwicklungszeit bis sie Umsätze generiert? Ist die Nachfrage am Markt vorhanden? Braucht es noch weitere Reifezeit?
Antworten auf diese Fragen finden Gründer am besten heraus, indem sie aktiv und offen über ihre Idee mit potentiellen Kunden sprechen und sich Feedback einholen.
Ressourcen überprüfen
Welche Ressourcen bedarf es, um die Idee in die Realität umzusetzen? Denn auch die Realisierbarkeit ist eine berechtigte Frage. Gibt es bereits einen Prototypen? Werden erhebliche finanzielle Ressourcen zur Produktfinalisierung benötigt? Brauche ich weiteres Know-how?
Unternehmensgründer sollten sicherstellen, dass sie einen Überblick haben, welche zusätzlichen Ressourcen sie benötigen und wo sie diese finden. Erst dann kann es so richtig losgehen. Vorher heißt es: Lieber noch in Deckung bleiben.
Geschäftsmodell durchrechnen
Geld ist mit die wichtigste Ressource einer Geschäftsrealisierung. Zunächst muss man investieren: Gründungskosten, Warenanfangslager, Marketing & Vertrieb und private Lebenshaltungskosten wollen getragen werden. Um sicherzustellen, dass ein Liquiditätsengpass oder noch schlimmer die Insolvenz (Zahlungsunfähigkeit) nicht vorprogrammiert sind, sollte jeder Gründer für sich einen Businessplan inklusive Finanzplan erstellen, der den Kapitalbedarf aufzeigt. Dann ist die Sicherung der Finanzierung unabhängig vom Angestelltenverhältnis zu klären. Tipp: Wenn Sie von der Arbeitslosigkeit bedroht sind, können Sie den sogenannten Gründungszuschuss wie auch den „AVGS für Gründungsberatung & Gründercoaching“ beantragen.
Private Situation berücksichtigen
Gerade in der Anfangsphase verlangt einem das eigene Unternehmen einiges ab – inklusive Nerven. Wer gerade in einer Trennung steckt, eine schwierige familiäre Krise erlebt oder anderweitig psychisch stark belastet ist, sollte in Betracht ziehen, die Kündigung zu verschieben und nach Glättung der Wogen loszulegen.
Hinderungsgründe evaluieren
Zuletzt steht eine Prüfung der Einwände an. Dabei müssen Gründer das richtige Maß an Realismus und Optimismus finden. Nur die wenigsten Gründe sind tatsächlich so relevant, dass eine Aufschiebung der Kündigung bzw. der Aufnahme einer vollberuflichen Selbstständigkeit gerechtfertigt ist. Um nichts vergessen zu haben und mit gutem Gewissen in die neue Ära zu starten, sollten Gründer sich dennoch fragen: Spricht etwas gravierend dagegen, dass ich jetzt kündige?
Wer die Frage mit „Nein“ beantworten kann, der kann schon mal sein Kündigungsschreiben aufsetzen. Wer sich unsicher ist, kann je nach Bundesland bereits vor der Aufnahme seiner Selbständigkeit staatliche Förderprogramme in Anspruch nehmen und die Antworten im Rahmen einer Existenzgründungsberatung finden. Je nach Bundesland werden einem bis zu 70 % der Kosten einer Zusammenarbeit erstattet und die Kündigung fällt deutlich leichter mit dem Wissen, dass alles professionell vorbereitet ist (Tipp: Fördercheck).
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