Wer ein Fahrrad hat, kann mit diesem zwar schnell und praktisch von A nach B kommen, jedoch sind einige Strecken für Fahrräder ungeeignet, sodass zeitweise auf andere Verkehrsmittel gesetzt werden muss. Aber wohin mit dem Rad? Volle Bahnen, keine Abstellmöglichkeiten und Verkehrschaos machen jedem Radbesitzer den Weg schwer. Karsten Bettin aus Hannover setzt mit seiner Geschäftsidee hier an und will mit seinem Faltrad das Fahrradfahren einfacher, gesünder und praktischer gestalten.
Hallo Herr Bettin, können Sie sich und Ihre Geschäftsidee kurz vorstellen?
Mein Name ist Karsten Bettin und ich habe „Kwiggle“ erfunden. Dieses ist das kompakteste Faltrad der Welt und das einzige, das als Handgepäck ins Flugzeug passt. Auch kann das Rad problemlos in Schließfächer, unter Bahn-Sitze und in kleinste Kofferräume verstaut werden.
Das Fahrradfahren mit „Kwiggle“ bietet aber auch physiologische Vorteile: Aufrechtes Sitzen, mehr Bewegung in der Rückenmuskulatur und weniger Kraftaufwand beim Fahren.
Wie sind Sie auf diese Geschäftsidee gekommen?
Ich habe bei der „Tour de France“ gesehen, wie die Fahrer den Berg hochgefahren sind. Einige gingen aus dem Sattel und zogen an den anderen vorbei, die nicht aufstehen konnten und im Sitzen weiter fuhren. Daher beschloss ich, ein Fahrrad zu entwickeln, welches man bequem im Stehen fahren kann, um zum einen den Krafteinsatz beim Fahrradfahren zu optimieren und zum anderen den Menschen beim Fahrradfahren in seine natürliche aufrechte Haltung zu bringen. Es zeigte sich sehr schnell, dass sich dieses Rad auch klein falten lassen wird. Ich habe dann zahlreiche Patente auf die entwickelte Technologie angemeldet – aktuell sind es mehr als 60 weltweit.
Wie sah Ihr Alltag vor der Unternehmensgründung aus?
Vor der Existenzgründung mit „Kwiggle“ war ich Leiter eines Vertriebsbereichs für strategische Key-Account-Kunden in einem größeren Konzern und Geschäftsführer einer konzerneigenen Tochtergesellschaft.
Was hat sich für Sie nach der Teilnahme an der Show „Das Ding des Jahres“ geändert?
Wir haben in den letzten Monaten sehr viel an Bekanntheit erlangt. Glücklicherweise gibt es viele Menschen, die sehr begeistert vom Kwiggle-Konzept sind. Die Menschen sehen in meiner Erfindung einen echten „Game Changer“, da man das Rad überall mit hinnehmen kann. Auch die entspannte Fahrweise stößt auf großes Interesse. Dies freut mich sehr. Noch mehr wird es mich aber freuen, wenn die ersten Räder in Kürze ausgeliefert werden und diese hoffentlich den Hype um die E-Scooter noch übertrumpfen werden.
Wie lange hat die Planung und Umsetzung von „Kwiggle“ gedauert?
Ein vollkommen neues Fahrradkonzept zu entwerfen, zu entwickeln, fertigungsgerecht zu gestalten, Hersteller für sämtliche Teile zu finden und schließlich als serienreifes Produkt auf den Markt zu bringen, ist ein langer Prozess. Von der ersten Idee bis heute sind rund zehn Jahre vergangen.
Was waren bisher Ihre größten Herausforderungen bzw. Stolpersteine bei der Existenzgründung?
Wir sind keine Software-Schmiede, sondern wir bauen Hardware, mit der die Menschen bestmöglich von A nach B kommen sollen. Dies ist insbesondere technisch anspruchsvoll. Ein so kleines Faltrad, bei dem es um jeden Millimeter und um jedes Gramm geht, das aber gleichzeitig die hohen Stabilitätsanforderungen der DIN-Normen einhalten muss, erfordert in vielen Bereichen neue technische Lösungen.
Die größten Herausforderung im Prozess „selbstständig machen“ waren, diese Lösungen zu finden, konstruktiv optimal zu gestalten und gleichzeitig fertigungsgerecht umzusetzen. Dazu zählte auch die Suche nach qualifizierten Herstellern, die in der Lage sind, das Ganze fertigungstechnisch im industriellen Maßstab – in einem vertretbaren Kostenrahmen – umzusetzen. Dies führte dazu, dass es im „Kwiggle“ nun viele weltweit einzigartige technologische Lösungen gibt. Meine Botschaft ist: Wenn man hartnäckig genug forscht, findet sich immer eine Lösung.
Haben Sie an Gründerwettbewerben teilgenommen?
2013 habe ich beim Gründerwettbewerb Start-up-Impuls in Hannover teilgenommen.
Haben Sie einen Businessplan erstellt?
Ja, die Aufgabe „Businessplan erstellen“ bin ich früh angegangen.
Haben Sie Fremdkapital für die Existenzgründung beansprucht?
Auf Fremdkapital habe ich größtenteils verzichtet. „Kwiggle“ habe ich insbesondere durch Eigenkapital finanziert.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich hoffe, in der Zukunft viele Menschen von meiner Geschäftsidee überzeugen zu können. Auch freue ich mich schon auf den Moment, wo ich Kwiggle-Räder auf der Straße sehe und die Menschen, die es fahren, nicht persönlich kenne.
Welche Vorbilder aus der Gründerszene haben Sie?
Steve Jobs ist für mich ein Vorbild. Er hatte nicht nur visionäre Ideen, sondern dazu auch immer einen klaren strategischen Fokus.
Haben Sie spezielle Tipps für Existenzgründer?
Mache niemals zeitliche Zusagen, bevor das fertige Produkt nicht auf dem Tisch vor dir liegt.
Zur Website von Kwiggle (externer Link)
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