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Nahaufnahme von einem kleinen Sensor Clip.

Täglicher Bewegungsmangel durch zu langes Sitzen im Büro und in der Bahn: Wer den Alltag größtenteils sitzend verbringt, klagt häufig über Rückenschmerzen. Zwei Existenzgründer aus München setzen mit ihrer Geschäftsidee hier an und entwickelten einen Sensor, der bei ungesunder Haltung vibriert. Im Interview verrät uns einer der beiden, was der kleine Clip sonst noch so kann und warum eine emotionale Story bei der Investorensuche wichtig ist.

Hallo liebes „8sense“-Team, könnt ihr euch und eure Geschäftsidee kurz vorstellen?

Wir, das sind Ralf Seeland und Christoph Tischner (ich) aus München, haben „8sense“ entwickelt – ein smarter Rückencoach bestehend aus einem Sensor zum Anstecken am Kragen und einer Mobile App. Die Besonderheit: Der Sensor erfasst Haltungen und analysiert Bewegungen. In unserem Coaching-System „Better Posture“ helfen wir dem User, im Büroalltag dynamischer zu sitzen und eine bessere Haltung einzunehmen. Bei unserem Coach „Better Training“ erfasst der Sensor Trainingsübungen und gibt Echtzeit-Feedback bezüglich der korrekten Ausführung.

Wie seid ihr auf diese Geschäftsidee gekommen?

Ralf litt in der Vergangenheit unter starken Rückenschmerzen – auch aufgrund seines sehr trägen Arbeitsalltages (zehn Stunden arbeiten, zwei Stunden pendeln). Daraufhin hat er zunächst „aus Spaß“ Bewegungssensoren auf ein T-Shirt geklebt, die ihn darauf aufmerksam gemacht haben, sobald er eine „falsche Haltung“ eingenommen hat. Das Thema „selbstständig machen“ war da noch nicht im Fokus.

Da diese Methode aber sehr gut funktionierte, hat er das Projekt bekannt gemacht und positives Feedback erhalten. Kurze Zeit später wurde aus Spaß Ernst: Die Geschäftsidee für eine Existenzgründung war geboren und Ralf beschloss nach Mitgründern für sein Vorhaben zu suchen. So lernten wir uns auf einer Gründer-Veranstaltung kennen. Ich habe mir das Projekt zunächst drei Monate angeschaut und beschlossen, mit einzusteigen.

Wie sah euer Alltag vor der Unternehmensgründung aus?

Ralf war zuvor mehrere Jahre bei einem Zahlungsdienstleister beschäftigt und zuständig für „Mobile Payment Systeme“. Auch hatte er sich vor der Gründung bereits mit robotergestützten Testautomationen selbstständig gemacht. Dieses Projekt wurde jedoch zu Gunsten von „8sense“ aufgegeben.

Ich war davor bei einem Start-up als „Entrepreneur in Residence“ und hatte zuvor einige kleinere Projekte wie z. B. eine E-Learning-Plattform und einen Online-Shop.

Wie lange hat die Planung und Umsetzung von „8sense“ gedauert?

Das ist schwer zu beantworten. Die ersten Ideen sind im Sommer 2016 entstanden. Dann haben wir einen ersten Businessplan geschrieben, einen Prototyp gebaut und mit potenziellen Kunden geredet. Die eigentliche Firma wurde dann im April 2017 geründet. Von der Unternehmensgründung bis zum Marktstart am 1. Mai 2019 sind somit knapp zwei Jahre vergangen.

Was waren bisher eure größten Herausforderungen bzw. Stolpersteine bei der Existenzgründung?

Sicherlich die erste Finanzierungsrunde inklusive einer gescheiterten Crowdfunding-Kampagne im September 2018 auf Kickstarter. Wir hatten uns zwar schon professionell vorbereitet, mussten aber feststellen, dass organische Reichweite bei Crowdfunding nicht mehr ausreichte. Es war ein großes Werbebudget nötig, welches wir nicht hatten. Nach einer Woche hatten wir lediglich rund 20.000 Euro eingesammelt, was als Vorfinanzierung nicht gereicht hätte. Wir haben dann die Kampagne abgebrochen und uns entschieden, den Weg der klassischen Finanzierung über Investoren zu gehen. Natürlich war die Zeit knapp, aber wir hatten Glück. Einen Tag vor der drohenden Insolvenz haben wir den ersten kleinen Betrag eingesammelt.

Habt ihr an Gründerwettbewerben teilgenommen?

Ja, wir haben an vielen Gründerwettbewerben teilgenommen. Besonders wichtig für uns waren die Wettbewerbe von „BayStartup“. Bei diesen haben wir zwar nicht gewonnen, aber ein gutes Netzwerk aufbauen können.

Habt ihr einen Businessplan erstellt?

Ja, am Anfang unserer Existenzgründung war die Aufgabe „Businessplan erstellen“ zu erledigen, da dies die Voraussetzung für die Teilnahme an einen Businessplan-Wettbewerben war. Zudem haben wir für verschiedene Förderprogramme ausführliche Businesspläne geschrieben, diese waren z. B. Innovationsgutscheine, „Start?Zuschuss!“ und „Digitalbonus Bayern“.

Habt ihr Fremdkapital für die Existenzgründung beansprucht?

Nein, wir haben unsere Existenzgründung nur mit Eigenkapital aufgezogen. Wir hatten zwar Gespräche mit Banken, allerdings waren diese mehr daran interessiert, dass wir ein Konto eröffnen.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Wir wünschen uns, dass das Thema Gesundheit in Unternehmen weiter an Stellenwert gewinnt. Mittlerweile ist es zwar in den Köpfen angekommen, aber es sind oft leider nur Floskeln. Die Überzeugung fehlt häufig noch, aber ich bin mir sicher, dass sich dies in den nächsten zehn Jahren – insbesondere durch den Fachkräftemangel – massiv ändern wird.

Welche Vorbilder aus der Gründerszene habt ihr?

Bei mir persönlich ist es Florian Gschwandtner von „Runtastic“. Der Mann hat eine positive Ausstrahlung und begeistert die Leute bei seinen Vorträgen. Von ihm kann ich persönlich noch sehr viel lernen.

Habt ihr spezielle Tipps für Existenzgründer?

Wenn ihr einen Investor für euer Vorhaben finden wollt, entwickelt eine emotionale Story. Dies war einer der wichtigsten Punkte, die ich aus all den Pitches und Vorträgen mitgenommen habe, die ich besucht habe. Eine Powerpoint-Präsentation mit den Punkten „Problem“, „Solution“ und „Business Model“ reicht häufig nicht mehr aus, um zu punkten. Wichtig ist es daher, dass Existenzgründer einen Leitfaden haben, der die Leute im Raum anspricht und begeistert.

Zur Website von „8sense“ (externer Link)

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